Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Schlacht befiehlt und das Jahrgeld eines fremden Herrn genießt. Diese Stürme tobten auch jetzt nach dem Siege. Überall war Mißtrauen. Man verdächtigte und hetzte. In Bern Luzern Solothurn zog die Bauernschaft gegen die Hauptstädte und zwang die Regenten, wider einige besonders Angeschuldigte einzuschreiten.

Deutlich sehen wir auch mit dem Wachsen des Kriegstreibens, mit der immer stärkeren Gelegenheit zu Gewalttat Beute und Ruhm die Wildheit allgemeiner, das Gleichmaß bürgerlichen Tagewerks unerträglicher werden.

Die in allen Richtungen aufgeregte Kraft drängte zu neuen Kämpfen.

Am Tage der Novaraschlacht selbst, 6. Juni 1513, hatte die Tagsatzung von einem Zug ins Burgund geredet. Der errungene Sieg ließ diesen Plan zunächst ruhen. Aber er wurde schon bald wieder aufgegriffen. Auch Basel fand, daß genug Mannschaft jenseits der Berge gezogen sei, und empfahl, nun den Feind an anderer Stelle zu suchen, „auf des Königs Erdreich selbst“. Kaiser Max trieb dazu und versprach Hilfe. Den stärksten Antrieb gab die Siegerstimmung dieses Novarasommers. Nie war das „weltselige Glück“ der Eidgenossenschaft stärker gewesen; im Bewußtsein ihrer Kraft traute sie sich zu. Alles zu vollbringen. Hiezu kam nun noch und wirkte vorab auf die Menge, daß es ein Zug sein sollte, bei dem kein Soldgeld dahinten bleiben konnte. Kein Zug infolge von Bündnis und Pensionenvertrag. Kein Zug zum Vorteil eines fremden Fürsten. In höherem Sinne als Pavier Zug und Novarazug ein frei und selbständig unternommener Zug.

Acht Wochen nach der Novaraschlacht, am 1. August 1513, wurde durch die Tagsatzung dieser Krieg gegen Frankreich beschlossen.

Das Gefühl des Großen und Neuen füllt alle Vorbereitungen. Schon der Umfang des Aufgebotes, sechzehntausend Mann, ging über das Bisherige hinaus. Zu diesen Aufgebotenen kamen neuntausend Freiwillige. Der allgemeine Wille zu diesem Zuge muß übermächtig gewesen sein; wie zu einem Feste drängte sich das junge Volk in die Heerhaufen.

All dies brausende Leben ergoß sich durch Basel; so strahlend und groß wie nie zuvor sah unsere Stadt die Kriegsmacht des Bundes. Dabei mochte sich der Eine oder Andre noch an die Weihnachtszeit von 1476 erinnern, da die Schweizer hier wider Karl von Burgund waren gesammelt worden. Aber damals waren es die durch Lothringen geworbenen Söldner gewesen; heute kam in diesen kriegerischen Scharen die Eidgenossenschaft selbst.

Zuerst wurde der große Wagen- und Geschützpark des Kaisers hier zusammengestellt; er rollte am 19. August hinweg nach Westen. Tags

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)