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Bedeutung; im Mai 1524 bat er, zusammen mit seinem Verleger Cratander, den Capito, ihm für den Druck des Jesajaskommentars die nötigen Typen zu verschaffen. Namentlich aber will Sebastian Münster beachtet sein. Seine Arbeit hatte stets diejenige Pellicans begleitet; mit Basel hatte er oft zu tun gehabt, wiederholt hier gelebt. Jetzt war er, seit 1524, Professor in Heidelberg, und von dort aus machte er Basel zum Orte einer erstaunlich reichen hebräischen Veröffentlichung. Hier, meist bei Froben, erschienen bis 1527 seine Grammatiken und Wörterbücher der hebräischen und der chaldäischen Sprache, seine Editionen der Sprüche, des Predigers, des Hohen Liedes sowie der Lehrbücher von Rabbi Simeon, Elias Levita usw., sein hebräisches Kalendarium.

Wir haben uns klar zu machen, daß die hebräischen Studien zum guten Teile kirchlichen und theologischen Interessen dienten. In dieser Sprache wurde unmittelbar die Rede Gottes vernommen, in ihr waren die Bücher des Alten Bundes geschrieben. Daher wir auch begreifen, wie Ökolampad, nach den griechischen Arbeiten früherer Jahre, jetzt das Meiste seiner wissenschaftlichen Arbeit dem Alten Testamente schenkte. Wie sehr er es schätzte und sich mit ihm beschäftigte, zeigen seine Kommentare zu den Propheten und manche dogmatische Äußerungen. Nach Anregungen solcher Art mochte auch Ökolampads treuer Anhänger Damian Irmi handeln, wenn er sich eifrig um die Beschaffung hebräischer Bibeln bemühte; und eben dieser Richtung galt der Hohn Glareans, der altkirchlich und zugleich klassischer Philologe war, über das Gebrüll der angeblichen Wiederhersteller der Frömmigkeit, wonach Griechisch und Lateinisch nichts nütze sei und nur Hebräisch und Deutsch etwas tauge. Es handelt sich offenbar um eine im Kreise der neuen kirchlichen Gemeinschaft verbreitete Gesinnung und Gewohnheit; ihre Wirkung glauben wir zu sehen in der seit der zweiten Hälfte der 1520er Jahre hier nachweisbaren, seitdem wachsenden Übung alttestamentlicher Taufnamen: Esther Samuel Rahel Salomo Isaak usw.

Von den Basler Ausgaben der verdeutschten Bibel ist schon die Rede gewesen. Ihre Ergänzung bildeten die durch Hans Vaugri angeregte, 1524 im Verlage Wattenschnees durch Bebel gedruckte französische Übersetzung und die 1525 ihr hier folgende niederländische.

Ruhmvolle Spezialität Basels aber war die Patristik, seit den großen Kirchenväterausgaben Johann Amerbachs und den Ausgaben des Hieronymus durch Erasmus, des Tertullian durch Rhenanus. Jetzt führte vorerst Erasmus dies Werk rüstig weiter. Er publizierte 1521 den Cyprian, 1523 den Hilarius, 1526 den Irenaeus und aufs Neue den Hieronymus, 1527

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/471&oldid=- (Version vom 1.8.2018)