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ein mühevolles Schreiben und Insistieren bei allen Mächten, ist dieselbe wie in den Zeiten der Fehden und des Raublebens.

Zuletzt geht denn doch auch dieser erbärmliche Handel dem Ende zu. In Speyer und in Straßburg werden Urteile gefällt zu Gunsten Basels. Nur bei den Eidgenossen findet Basel nicht die Hilfe, die es wünscht; die Fünf Orte vereiteln ein gemeineidgenössisches Eintreten.

„Die Sache ward gestillt, daß nichts Weiteres daraus entstand; wie sie beigelegt worden, ist mir nicht bekannt,“ schreibt der Chronist. Die Gallizianin selbst scheint müde geworden zu sein; aber noch im Dezember 1528 drohten ihre Helfer, die Angriffe fortzusetzen, unter Berufung darauf, daß einige Orte der Eidgenossenschaft sie dabei fördern würden.


Wir wenden uns schließlich zum Gesamten des öffentlichen Regimentes und haben vor uns die Erscheinung der Staatsgewalt, die auf Kosten zahlreicher bisheriger Autonomien eine zentrale Macht geworden ist.

Aber mit diesem Wachsen geht merkwürdig zusammen eine Befangenheit des Handelns.

Nicht die Tüchtigkeit nimmt ab, auch nicht die Stattlichkeit des Gebahrens; durch die ganze Ratswelt und alle Administrationen hindurch ist ein breites Gedeihen. Aber nicht zu verkennen ist die Abnahme der Triebkraft.

Bei der Wahl des neuen Rates am 16. Juni 1521 kam es zu wenigen Änderungen des Ratsbestandes. Aber unter ihnen war eine wichtig: an Stelle des Ritters Wilhelm Zeigler wurde der Tuchhändler Adelberg Meyer zum Bürgermeister gewählt. Seit 1514 Ratsherr der Safranzunft, war er bisher im politischen Leben wenig hervorgetreten; jetzt mit dieser Wahl begann seine Zeit. Neben der Arbeit im Gewerbe war er Geschichtsfreund und Sammler; auch im Bereich öffentlicher Verwaltung erwies er sich brauchbar. Aber keine kräftige Natur trieb ihn zum entschiedenen Handeln. Überall in den Geschäften der Stadt tritt er uns entgegen, nirgends ist er eigenartig und unvergeßlich. Den Forderungen dieser Übergangszeit gegenüber vielleicht mit sich selbst nicht im Reinen, ließ er Niemanden erkennen, welcher Richtung er im Innersten zugetan war.

Stärkere Wirkung hatte der Pensionensturm im Oktober 1521. Er beraubte den Rat einer Reihe mächtiger Mitglieder, und zahlreiche Neue nahmen die leeren Plätze ein. Zum Statthalter des Oberstzunftmeisteramtes wurde an Ulrich Falkners Stelle Martin von Dachsfelden gewählt, der 1498—1518 Ratsherr der Gartnernzunft gewesen war, „ein sittiger ehrsamer

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/439&oldid=- (Version vom 1.8.2018)