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Briefe, in denen die Wiederherstellung von Frieden und Untertanenschaft bezeugt und die Summe der Konzessionen aufgezählt war. Sie konnten mit der Frucht ihres Tumultes zufrieden sein.

Für den Rat aber, der mit den städtischen Revolutionären so rasch fertig geworden, war dieser Ausgang ein schweres Erlebnis. Er suchte sich damit zu trösten und zugleich der Nachwelt gegenüber zu rechtfertigen, daß, er im Ratsbuch eintragen ließ, wie die Stadt Basel im Mai 1525 von ihren Untertanen überfallen worden sei und sich zur Verhütung größeren Übels entschlossen habe, diesen Untertanen durch gütliche Verträge Vieles nach- und abzulassen.

Die Verträge wurden geschlossen und die Erklärung ins Ratsbuch geschrieben, jedenfalls mit dem stillen Vorbehalte, daß Dies nicht das letzte Wort sein solle.


Wie ein Zwischenspiel nur erscheint dieser Basler Bauernputsch in der großen oberrheinischen Rebellion.

Daß dem Städter bange wurde vor der Erscheinung des allenthalben massenhaft und gewalttätig losbrechenden Aufruhrs, zeigen die damaligen Chronisten Basels. Sie suchen dem Ereignisse nahezukommen, indem sie die einzelnen Aufstandsgebiete auseinanderhalten und den Verlauf in jedem schildern. Das Erschütternde war doch die Gleichzeitigkeit aller dieser Empörungen. „Größer Angst und Not ist nit gesin in der Gedechtnus der Menschen, als Gott durch sinen Zorn hat lassen kommen über dies Teutsch Land.“

Dem Basler Rat erwuchsen dabei schwere Aufgaben. Wie die Eidgenossen zwischen ihm und seinen Bauern vermittelten, so bemühte er sich, im Solothurnischen und im Bistum, in der straßburgischen Muntat, im Sundgau, im Breisgau, in der obern Markgrafschaft zum Frieden zu reden. Starke wirtschaftliche Interessen trieben ihn dazu; aber er wurde Mediator auch kraft der traditionellen Funktion Basels als oberrheinischer Zentralmacht. Die Stadt erlebte wieder, was sie schon vor Jahrzehnten und Jahrhunderten erlebt hatte: die Gefahr, die Unruhe, das Hin- und Herschreiben, die Konferenzen, die Ströme der hier ein Asyl Suchenden. Es waren die alten Tatsachen, auch die alten Formen; aber der Geist und die Kraft der alten großen Tage Basels fehlten.

Mitte Aprils 1525 stand das Sundgauer Landvolk in Aufruhr; die Bauern überfielen Klöster Priester Edle Städte. Sofort kamen Hilferufe nach Basel. Colmar Schlettstadt Kaisersberg sandten ihre Boten. Auch

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/399&oldid=- (Version vom 1.8.2018)