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Die Tore wurden geschlossen und besetzt, Türme und Mauern bemannt, das Geläute abgestellt. Rat und Kriegsherren, alle geharnischt, hielten sich im Rathause bereit. Auf dem Markte standen die Feldgeschütze, unter wehenden Fahnen rückten von allen Seiten die Zünfte heran zum Stadtbanner. Von Hüningen kam Hilfsmannschaft. Auch die schleunige Inventierung aller hier lagernden Korn- und Weinvorräte gehörte zu den Maßnahmen der auf eine Belagerung gefaßten Stadt.

Vor der Macht dieser Rüstungen wich rasch die erste Bestürzung. Um so stärker wirkt auf uns der Kontrast dieser Ordnung und Ruhe in der Stadt zum Treiben des Rebellenlagers vor den Mauern.

Um die dritte oder vierte Nachmittagsstunde waren die Bauern bei der Katharinenkapelle vor dem Äschentor eingetroffen. Mehr als sechzehnhundert Mann zählend. Von einem Führer des Zuges hören wir nichts. Unterwegs hatten einige zur Seite ausstreifende Haufen die Klöster Schauenburg und Rothaus überfallen und geplündert. Weiter gings, in frevler Laune, der Stadt zu, deren Tore die Bauern offen zu finden meinten. Aber Alles stand geschlossen und abweisend. Hinter den Mauerzinnen funkelten Waffen. Man war zu spät gekommen. Enttäuscht zornig unbeschäftigt zerstreute sich das Volk durch die Flur, streifte dahin und dorthin, bis an die Grendel der Stadttore.

Von den Türmen aus war dies Alles sichtbar, und den Bürgern kam die Lust, über die Landleute herzufallen. Der Rat verbot dies. Er gestattete auch nicht, auf sie zu schießen. Um Allem nahe zu sein, war er im Hause des Oberstzunftmeisters Jacob Meyer, zum Hirzen in der Äschenvorstadt, versammelt.

Hier fand ihn eine solothurnische Ratsgesandtschaft, die wegen andrer Geschäfte nach Basel kam und nun mit Staunen draußen auf das Bauernheer gestoßen war, dann die geschlossene kampfbereite Stadt fand. Die Herren erboten sich sofort, mit den Aufrührern zu reden. Der Basler Rat, in dessen Auftrage schon Henman Offenburg Solches getan hatte, nahm das Anerbieten an in dem Sinne, daß die Solothurner die Verhandlung als ihre persönliche Sache führen sollten, nicht im Namen Basels. Noch am selben Abend ritten die Gesandten hinaus. Sie brachten vorerst zu Stande, daß das Heer die Belagerungsstellung aufgab und sich über die Birs nach Muttenz zurückzog.

Am folgenden Tage, 4. Mai, erhielten dort die Bauern ein Schreiben des Rates, der Sechser und der ganzen Gemeinde mit harten Vorwürfen über das Geschehene und mit der Aufforderung, sofort nach Hause zu gehen,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/394&oldid=- (Version vom 1.8.2018)