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Über Bellinzona, einen mailändischen Handelsvertrag und die Ausrichtung französischer Pensionen auch an die jüngsten Bundesglieder Basel und Schaffhausen sollte nun mit Frankreich verhandelt werden; bei der großen eidgenössischen Gesandtschaft, die deswegen im August 1502 zu König Ludwig nach Asti ritt, war Basel durch seinen Bürgermeister Peter Offenburg vertreten. Die Pensionensache wünschte Ludwig noch auszustellen; das Begehren, Bellenz definitiv und förmlich an die Drei Länder abzutreten, wies er von sich.

Von da an drängt die Bellenzer Sache alles andere in den Hintergrund. Auch die französische Ambassade, die in die Schweiz kam und Ende Novembers 1502 ihre Aufwartung in Basel machte, hatte keine Wirkung. Die Drei Länder blieben bei ihrem Willen und verlangten Hilfe. Noch suchte Basel zum Frieden zu reden. Aber am 8. März erhielt es die förmliche Mahnung. Tags darauf beschloß der Rat den Heerzug.

Akten und Rechnungen zeigen uns die Sorgfalt, mit der Basel rüstete. Es wollte Ehre einlegen bei diesem Unternehmen, das, wie die städtischen Chronisten zu betonen nicht unterlassen, der erste Kriegszug des eidgenössischen Basel war.

Schon Ende Februars waren die Drei Länder über den Berg gezogen; so rasch als möglich rückte Basel ihnen nach. Vor den andern Orten, am 27. März, traf seine Mannschaft bei den Bannern der Urkantone vor Locarno ein. Sie war am 14. März von Basel abmarschiert, sechshundertneunundsiebenzig Mann stark, unter dem Befehle des Peter Offenburg. Gleich andern Tags nach der Ankunft kamen diese Basler ins Gefecht; mit den Ländern zusammen eroberten sie eine gemauerte Landwehr am See.

Während das Schloß Locarno belagert wurde, zog ein Teil des Heeres weiter nach Süden, bis Arona und Varese. Bei Intra lagerten die Basler. „Haben wir das Schloß Locarno, so werden wir das ganze Land ohne Schwertstreich einnehmen", schrieben sie dem Rate.

Aber es kam nicht dazu. König Ludwig gab nach. Am 11. April überließ er Bellinzona den Drei Ländern. Gleichen Tags begann der Rückmarsch der Eidgenossen.

Das Osterfest am 16. April feierten die Basler in Altdorf, am 21. zogen sie zu Haus ein. Ihr Begehren, um der Ehre des Einzugs willen einige Ächter mit hineinbringen zu dürfen, — welchem Begehren der Rat willfahrte — zeigt das Hochgefühl dieses ersten kriegerischen Zuges über den Gotthardberg ins Wälschland.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)