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Druckerei zum Sessel; der Bau des Rathauses war soeben fertig geworden; die Eidgenossenschaft stand vor dem Kampfe mit Frankreich, und in ihrem Heere zogen im Mai 1515 auch die Basler nach Mailand.

Mitten in diese Erregungen hinein kam der junge Augsburger. Überdies empfing ihn überall, wo Künstler und Kunstfreunde waren, die vom Eindringen italiänischer Formen geweckte Unruhe, die Parteiung von Alten und Modernen; er selbst konnte diese Konflikte noch mehren durch Geltendmachen seines heimatlichen Stiles.

Schon frühe erscheint hier Holbein in Berührungen sowohl mit der humanistischen als mit der politisch mächtigen Gesellschaft.

Auf der Gesellenwanderung kam er nach Basel, und sein Vater der Maler hat ihn wohl auf diese Kunststadt aufmerksam gemacht. Auch dürfen wir für möglich halten, daß er durch den Augsburger Stadtschreiber Peutinger nach Basel gewiesen und hier an Rhenan und Gerster empfohlen worden ist, mit welchen Beiden Peutinger gerade damals im Verkehre stand. Auch mag Holbein unterwegs am Bodensee mit Johann Fabri und Botzheim bekannt geworden sein, die viele Beziehungen zu den gelehrten Kreisen Basels hatten. Daß dann der interessante junge Künstler bald Einzelnen der Sodalität näher gekommen ist, darauf deuten die Zeichnungen, mit denen er im Dezember 1515 das dem Myconius gehörende Exemplar des erasmischen Narrheitbüchleins schmückte.

Nach einer andern Seite hin weist eine gleichfalls diesem Jahre 1515 angehörende Arbeit Holbeins, die Bemalung einer Tischplatte für Hans Bär. Wichtiger und für das rasch gewonnene Ansehen des jungen Künstlers noch bezeichnender ist, daß er zur Porträtierung Jacob Meyers zum Hasen berufen wurde, in dem historischen Jahre 1516 selbst, das durch die Erhebung Meyers zum Bürgermeister diesem Manne die Erfüllung ehrgeizigen Verlangens und der Zunftpartei überhaupt einen Triumph brachte.

Aber zum Bilde dieser ersten Basler Zeit Holbeins gehört auch, daß seinem Vater damals im nahen Isenheim die Ausführung eines großen Altarwerkes übertragen war, daß er selbst gelegentlich dorthin ging und die Bilder Grünewalds kennen lernte, daß er auf diesen Elsässer Fahrten auch Ottmarsheim besuchte und Beziehungen zu den Herren von Andlau und zum Abte Georg von Murbach gewann.

So lebte er schon früh über das Lokale hinaus. Bald kam ein noch weiteres Ausgreifen: die große Arbeit am Hertensteiner Palast in Luzern. Einzelne persönliche Berührungen dieser Familie mit Basel mögen den Auftrag eingeleitet haben; seine Voraussetzung war das Jedem fühlbare Genie des

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/295&oldid=- (Version vom 1.8.2018)