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Bei der frobenischen Psalterausgabe im Urtexte 1516 war Sebastian Münster als Kastigator beschäftigt.

Auch Magister Johannes Froben, Neffe des Buchdruckers, war wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Sessel. Er hatte 1499 die Schlettstädter Schule, 1505 mit den Amerbachsöhnen zusammen die Universität Paris besucht. Wahrscheinlich sein Werk sind die Scholien zu der erasmischen Schrift Sileni Alcibiadis.


Wolfgang Angst von Kaisersberg im Elsaß studierte in Frankfurt a/O., 1513 in Freiburg. Er arbeitete dann als Korrektor bei Schürer in Straßburg, 1515 bei Gran in Hagenau, 1517 und 1518 bei Froben. Hier in Basel, das er im September 1518 wieder verließ, arbeitete er für Erasmus an den Adagia, dem Gaza, der Utopia; hier war er eingefügt in das rastlose Getriebe dieser Offizin und den bewegten Verkehr. Er erwarb dabei das Lob, gelehrt zu sein und doch nicht so eingebildet, daß er nicht durch Capito oder Rhenan oder Bruno Amerbach sich belehren ließe. So gelangte er dazu, später einer der geschicktesten Korrektoren Deutschlands zu heißen.

Mit diesem Allem würde sein Bild doch ein dürftiges bleiben. Aber wir vernehmen noch Anderes Lebendigeres. In seinen Studentenjahren gewinnt er den Ulrich von Hutten zum Freunde. Dann als Korrektor in Hagenau spielt er den kecken Streich, den ersten Druck der epistolae obscurorum virorum aus der nur an Ernstes und Würdevolles, an Predigtsammlungen Grammatiken u. dgl. gewöhnten Presse seines Patrons Gran ohne dessen Wissen in die lachende Welt hinausgehen zu lassen. Und zuletzt hat er seinem Namen noch Klang geben können durch den Fund der vierten Dekade des Livius in der Mainzer Dombibliothek.


In dieser bunten Reihe, die sich durch die Jahre zieht, erscheinen rasch im Oktober 1518 zwei fremdartigere Gestalten; junge von Erasmus hergesandte Gelehrte: der Holländer Menard von Horn, der schon nach zwei Monaten an der Pest hier starb, und Lambert Hollonius von Lüttich. Dieser hatte die Korrektur der Lucubrationen des Zasius zu besorgen, führte aber die Arbeit schlecht aus, sodaß Rhenan den Autor bedauerte, dessen Werk in die Hände eines solchen Stümpers gefallen sei.

Albert Bürer, des Rhenan Famulus, arbeitete während dessen Abwesenheit 1520 als Korrektor für Froben.

Auch Konrad von Heresbach und Michael Bentinius waren in dieser Zeit als moderatores der frobenischen Offizin tätig.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)