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Arbeiten dieser Männer liegen vor uns in zahlreichen Einbänden, deren manche durch ihre mit reicher Blindpressung geschmückte Lederhüllen einen deutlich erkennbaren Basler Typus darstellen.

Auffallend ist aber die kleine Zahl selbständiger Buchbinder in einer so massenhafte Bücher produzierenden Stadt. Jedenfalls geschah wie zu Beginn so auch später noch vielfach das Buchbinden innerhalb des Druckereibetriebes. Im Jahre 1521 beschwerten sich die zum Safran zünftigen Buchbinder über das Anstellen von Buchbinderknechten durch Druckerherren.

Zum Bilde des Basler Buchdrucks in dieser Periode gehört, daß seine Verwendung durch kirchliche Behörden für Anfertigen von Missalen Brevieren u. dgl. sichtlich zurücktritt. Noch immer aber ist er in hohem Maße beherrscht durch die Devotion. Daneben machen sich geltend der amtliche Erlaß, die deutsche Dichtung, die Unterhaltungsliteratur, die Publizistik. Herrscherin aber ist die Wissenschaft. Dankbar preist Erasmus den Buchdruck als ein göttliches Gewerbe. „Die Drucker spenden uns täglich gleichsam ganze Bibliotheken, ganze Welten von Büchern in jeder Gattung der Sprachen und Literaturen.“ Basel wurde der erste Ort Deutschlands für den Verlag und Druck klassischer Literatur.

Wie einst Heynlin und Sebastian Brant durch die Druckereien waren an Basel gefesselt worden, dann die amerbachsche Hieronymusausgabe den Cono und durch ihn den Rhenan hergezogen hatte, so wurde jetzt die gewaltige geistige Bedeutung des Buchgewerbes neu evident, indem Frobens Kunst den Erasmus zum Basler machte und ein Jahrzehnt später Cratander den Ökolampad bewog, nicht in Augsburg, sondern in Basel sich niederzulassen.

Als große Einheit steht das Leben der Gelehrten und ihrer Drucker da, als Arbeitsgemeinschaft edelster Art. Es ist bezeichnend, wie bei der Ankunft des Erasmus in Basel der Pariser Professor Jacob Faber von der einen, der Ottobeurer Mönch Ellenbog von der andern Seite her mit denselben Worten die gelehrte Welt glücklich preisen, weil nun Erasmus „unter den Buchdruckern“ lebe. Ein Verhältnis bildete sich, das vielleicht einzig in seiner Art war. Eine mit den höchsten Aspirationen und Fähigkeiten arbeitende Offizin trieb den größten Gelehrten der Zeit, indem sie ihm unausgesetzt und ihm fast ausschließlich diente, unausgesetzt auch zu stets neuen Schöpfungen.

Was hier mächtig geschah, hatte seine schwächere Wiederholung bei andern Offizinen. Und staunend stehen wir vor dieser Produktion, wie

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)