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drei Jahrzehnte lang an seiner wichtigen und ausgesetzten Stelle. Jedenfalls ist die Beweglichkeit und Zuversicht dieses Geistes bemerkenswert. Wonnecker war Arzt, ließ sich aber bald auch unter die Advokaten der bischöflichen Curie aufnehmen und wurde Doktor der Rechte, wie er Doktor der Artes und der Medizin war. Er befaßte sich mit der Ausarbeitung von Kalendern und Aderlaßregeln. Daß er hiebei sowie durch seine Praxis zu Vermögen kam, zeigt uns sein großer Liegenschaftsbesitz. Zuletzt sollte ihn sein Ehrgeiz noch ins Feld der theologischen Kämpfe treiben. Er starb in den ersten Tagen des Februars 1524.


So beschaffen war die Universität.

Äußerlich gesehen eine große Erscheinung im städtischen Wesen. Noch immer ausgezeichnet durch ihren Reichtum an Formen, ihre offizielle Geltung. Sie wirkte an sich als Gesamtheit, als ein Komplex von Rechten und Voraussetzungen höchster Art. Die imposante Macht des Begriffes Universität deckte freilich nicht die tatsächlich vorhandenen Mängel und Schwächen. Aber Jeder konnte auch in dieser bejahrten Gestalt noch das Unvergängliche erkennen. Es offenbarte sich noch immer im Wesen und Wirken einzelner Lehrer. Mächtiger in der Jugend, um deren Willen ja auch diese hohe Schule auf Erden war.

Denn Helligkeit und Frische ist um uns, sobald wir die Akten der Dozenten lassen, die Matrikeln und Promotionenlisten aufschlagen. Diese sind, die für das ewige Leben einer solchen Anstalt zeugen. In den mit jedem Semester neu gestalteten Schülerscharen ist die Verbürgung des Sieges über alles Veraltete gegeben; die Kraft zuversichtlicher Verheißung braust durch diese Reihen, in denen dichtgedrängt die Namen kommender großer Zeiten stehen, von Humanisten, von Kaufherren und Ratsgewaltigen, von Geistlichen einer neuen Kirche, von Juristen und Ärzten, von Lehrern, von Buchdruckern.


Dem Eintritte der jungen Buchdruckerei in das wirtschaftliche System der Stadt haben wir beigewohnt. Was dort als Versuch und Ausnahme begonnen worden war und seitdem eine Praxis gebildet hatte, erhielt offizielle Bestätigung. 1507 beschloß der Rat, daß das Buchdruckergewerbe frei und dem einzelnen Drucker überlassen sein solle, sich nach seinem Gutdünken eine Zunft zu wählen. Der damals Basel bewegende Kampf für eine zunfthandwerkliche Wirtschaftsordnung ging bezeichnenderweise an den Buchdruckern vorbei; ihnen wurde ermöglicht, die am größten Gearteten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)