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der Tuchhändler laufen in den Krieg; wenn ihre Stunde schlägt, folgen auch sie dem Werber. Zahlreiche Verzeichnisse zeigen uns Basler Reisläuferscharen: viele Landschäftler, viele Städter. Der spätere Bürgermeister Meltinger ist unter ihnen. Manche, die vom Reislaufen nicht lassen können, unabtreibliche Gefolgsleute des Freifähnleins, müssen immer wieder zur Strafe gezogen werden: Hans Locherer der Rebmann, Hans Linder der Tuchscherer, Peter Linder, Hans Stähelin, Heinrich Steinacker genannt Algower, usf. Eine Reisläuferfigur dieser Art ist auch der Gerber Ulrich Schmid, dessen Witwe dann den jungen Hans Holbein heiratet. Matthäus Wenz sodann, erst Tuchscherer, dann Wirt. Aber Beruf und Haus treten zurück, die Akten wissen nur Kriegerisches von ihm. Jahrelang ist er einer der tätigsten Söldnerführer und Werber, dann nehmen ihn die Heerzüge Basels selbst in Anspruch. Vor Genua, im Pavierzug, überall ist er anzutreffen; bei Novara kämpft er mit Tapferkeit, und im gleichen Jahre wieder zieht er mit den Freiknechten vor Dijon.

Diesem gegenüber ist eine niedre Art des Reisläufertums vertreten durch Mathis Heckel genannt Schwertfeger, eine ungewöhnlich vollständig bezeugte Gestalt. Trieb und Drang scheinen in diesem Menschen unzähmbar zu sein; sie verderben ihm in der Tat sein Leben. Er ist Sohn des Schwertfegers Michel Heckel und immatrikuliert sich im Winter 1490/91 an der Universität. 1493 wird er Baccalaureus der Artisten. Bald darauf heiratet er die Agnes Han aus der Glasmalerfamilie; er treibt den Beruf des Vaters. Aber schon frühe dringt Unruhe in dies geordnete Wesen. Heckel gibt 1498 das Bürgerrecht auf, um in fremden Kriegen zu kämpfen. Er dient in Frankreich; er reitet zum Bailli Anton von Baissey; er zieht zu dessen Bruder nach Mailand usw. Wegen „allerley üppikeit“ aus Basel verbannt, kann er erst mit den vom Bellenzer Zug heimkehrenden Hauptleuten wieder hereinkommen. Er wird auch wieder Bürger. Er hat einen Sohn Christoph. In seiner Werkstatt im Hause zur Alten Wage an der Schwanengasse schmiedet er wieder Schwertklingen, immer mit allen Gedanken mitten drin in dem Leben, dem diese Waffen gehören. Daher er auch sein dem Rate gegebenes Versprechen bricht und aufs Neue Frau und Kind verläßt, den Kriegen nachläuft, selbst den Werber macht. Er wird bestraft, sein Hab und Gut gerichtlich inventiert. Aber daß er dann das Handwerk aufgibt und 1509 die Herberge zum goldenen Kopf an der Schifflände, kauft, deutet auf alles Andere als auf Fleiß und Stätigkeit. Er gibt sich mit Dirnen ab und lebt üppig, stolziert in Kleidern aus Samt und Seide

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)