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der Plebane und der Bettelmönche, über die Abhaltung häufiger Synoden usw. Es ist das Idealbild des weisen gläubigen ernsten Bischofs. Geiler hatte die Annahme der Wahl widerraten, weil er Christophs Art kannte und ihn vor schweren Erfahrungen bewahren wollte. Aber Christoph folgte Wimpfeling.

Sofort ging er an das größte Geschäft, den Erlaß neuer Diözesanstatuten. Er berief den Wimpfeling nach Basel und redigierte hier mit Diesem zusammen den Gesetzestext, unter Verwendung der ältern Basler Statuten sowie von Bestimmungen der neuesten Konstanzer Erlasse. Am 24. Oktober 1503 trat im Münster der durch Christoph gerufene Klerus des Bistums zusammen, um als Synode diese neuen Statuten zu vernehmen und sich zu ihrer Beobachtung zu verpflichten. Von allen Formen hoher Weihe umfaßt, gab diese Versammlung dem Bischof Gelegenheit, seine Absichten und Alles, was an seiner eignen Persönlichkeit rein und edel war, aufs feierlichste bekannt zu machen. Er verlieh damit seinem Episkopat von vornherein einen bestimmten Charakter.

Statuten und Synode waren die erste bedeutende Leistung des utenheimischen Regiments. Aber auch schon seine letzte. Und die letzte Veranstaltung dieser Art im katholischen Basel überhaupt.

Viele erwarteten nach solchen Anfängen Christophs jedenfalls Großes. Der Rat der Stadt bestritt die Kosten einer prachtvollen Publikation der Statuten. Auch die Geistlichkeit hatte an der Synode nichts Andres merken lassen als die besten Gesinnungen. Als aber Christoph[WS 1] unternahm, die Statuten anzuwenden, als er den „alten Glanz des Bistums Basel wieder aufzurichten“ und ein ausgewähltes Priestertum zu schaffen hoffte, stieß er allenthalben auf Widerstand. Im österreichischen Gebiete hatte der renitente Klerus einen Rückhalt am Adel, und im schweizerischen verdarb ihn die „allgemein dort herrschende Unbotmäßigkeit“. Weil die Domherren, auf ihre Privilegien weisend, jede Mahnung und jeden Befehl ablehnten, war auch die städtische Geistlichkeit rebellisch, und den eximierten Orden gegenüber versagte vollends die Gewalt. Neben den Ungehorsam trat noch der Spott: ein Basler Theologe machte die bischöflichen Verordnungen durch Umformung in eine nach Noten zu singende Sequenz lächerlich.

Diese ganze Opposition floß aus der Unlust Vieler, sich reformieren zu lassen; sie war auch persönlicher Widerwille gegen den Bischof und vor Allem gegen seinen Helfer Wimpfeling. Hier verbanden sich nationale Interessen mit kirchlichen. Wimpfeling verspottete die Schwaben und lästerte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Christoh
Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)