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jedenfalls die Lösung der Stube von der Zunftmasse. Der Zufluß, den sie immer aus dieser gehabt, wurde ihr abgeschnitten und sie auf sich allein zurückgewiesen. Es war dies mehr als Isolierung, es war tödliche Entwurzelung.

Die gesamte Reform war eine Gewalttat. Aber als Werk des demokratisch-revolutionären Geistes entsprach sie der Entwickelung der Stadt. Daß sie der bisherigen Auszeichnung des einen Standes, der Optimatenherrschaft überhaupt und nicht einzelnen Vorrechten galt, zeigt die ihr folgende Bürgermeisterwahl von 1516; da wurde der stubengenössige Offenburg durch den Meister zu Hausgenossen, Jacob Meyer zum Hasen, den ersten Bürgermeister von Zünften, ersetzt.

Neben der Vernichtung alter Grundsätze war überhaupt das Lebendigere und Aufreizendere die persönliche Schädigung, das einzelne Wehetun, die Beleidigung glänzender und angesehener Familien.

Es war nur Gerechtigkeit, daß auch die Stadt ihren Schaden davon hatte, indem die bisher in den Traditionen öffentlicher erlesener Wirksamkeit gebildeten und in der Höhe gehaltenen Geschlechter zu einem politisch indifferenten und geistig verkommenden Stadtjunkertum degradiert wurden; eine große Summe von Talent Kraft und Wille eigener Art ging dem Gemeinwesen für immer verloren.

Das älteste und größte Ratsgeschäft, seit Jahrhunderten ein auf dem städtischen Wesen lastendes Problem, jetzt aber Entscheidung und Endigung begehrend, war das Verhältnis zum Bischof.

Es handelt sich um den Episkopat Christophs von Utenheim; er ist dadurch gekennzeichnet, daß in seinem Verlaufe das Letzte, was noch öffentliches weltliches Recht des Bischofs in Basel war, unterging.

Das Regiment Christophs begann unter dem Drucke der Erinnerung an Bischof Caspar und dessen Kampf mit der Stadt. Wie sehr dies auf die Haltung des Domkapitels wirkte, zeigt z. B. die unhöfliche Verzögerung der Anzeige von Caspars Tod an den Rat, dann die Ablehnung von dessen Anerbieten, die bischöflichen Lande und Schlösser übungsgemäß während der Sedisvacanz zu besorgen.

Bischof Caspar war am 8. November 1502 gestorben; auf den 1. Dezember wurde die Wahl seines Nachfolgers angesetzt. Unruhe kam dabei zunächst durch das Streben des Domkapitels, sich unter dem neuen Bischof eine bestimmte Mitregierung vorzubehalten; zu diesem Zwecke wurde eine Wahlkapitulation entworfen und im Schoße des Kapitels, offensichtlich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)