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des römischen Rechts, über die Aufnahme Heynlins, über die Schaffung eines Lehrstuhls für „Poesie“, über Parität der beiden Wege u. dgl. m. Es waren Zeugnisse einer großen und weiten Gesinnung. Aber hinter ihnen stand stets Parteiung und Diskussion. Viele beanstandeten solche Aufwendungen überhaupt, und überdies erhob sich die Opposition einer alten wissenschaftlichen Richtung gegen Geltung der neuen. Es waren Kämpfe, die niemals ruhten, und lebendig tönen sie in den Akten wieder. Vor Allem in den ausführlichen Bemerkungen, die jährlich den Stadtrechnungen zur Rechtfertigung der Universitätsausgaben beigegeben wurden; sie waren die Antworten auf Vorwürfe und Befürchtungen. Auch allerhand Vorschläge wurden gemacht; z. B. 1462: man solle den Dozenten, die Pfründen zu St. Peter haben, dreißig Gulden an ihrem Sold abziehen; man solle einen der Canonisten entlassen; man solle die Weinungeldverhältnisse in den Bursen untersuchen usw. 1463 kam es dann zur Inkorporation von St. Peter, während der gleichfalls schon früh begehrte Verzicht der Universität auf ihre Ungeldfreiheit erst 1474 erlangt werden konnte. Mit ernsten Worten wendeten sich 1464 die Freunde der Universität im Rat an deren Gegner und an die kleinmütigen Zweifler. Die Sache selbst wurde dadurch nicht leichter, und noch im Sommer 1465 klagte Künlin darüber, daß so Manches, namentlich bei den Juristen und den Artisten, erst provisorisch geordnet sei, da doch „viele deutsche und wälsche Studenten warten, ob hier die Dinge auf ein bestantlich phulment gesetzt werden.“

Daß die Last für die Stadt groß war, konnte Keiner leugnen. Wiederholt rechnete man und gelangte stets zu hohen Summen; andrerseits nahm die Zahl der Immatrikulationen seit 1466 ab, der von Vicomercato zugesagte große Zufluß reicher Studenten blieb aus

So ist begreiflich, daß auch die Liberalität des Rates nachließ. Das Wichtigste hiebei war die Entlassung der italiänischen Rechtslehrer, womit Basel großartige Absichten seiner ersten Universitätsjahre preisgab.

Wir haben an Vorgänge in Rat und Bürgerschaft zu denken, die uns nicht bezeugt sind. Auch das Ausscheiden einzelner Personen aus den Behörden, wie des Bürgermeisters Flachsland 1463 und des Stadtschreibers Künlin 1468, war jedenfalls von Bedeutung. Sie hatten Anschauungen höherer Art vertreten; nun sie fehlten, konnte die Ängstlichkeit, die in eben dieser Zeit den großen Rheinfelder Territorialplan bekämpfte, auch in Universitätsdingen sich zum Worte melden.

Freilich pflegt solchen Depressionen eine neue Steigerung zu folgen. In der Tat zeigt das große Jahrzehnt der 1470er Jahre, durch das die Politik

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 619. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/98&oldid=- (Version vom 4.8.2020)