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Herman von Eptingen, Arnold Reich, Lütold von Bärenfels u. A. dienen dem Haus Österreich, Ludwig von Eptingen dem Grafen von Württemberg, Jacob und Peter Reich u. A. dem Herzog Karl von Burgund. Konrad von Ramstein gibt seine Tochter der Gräfin Margaretha von Württemberg in ihr Frauenzimmer.

Daneben bleiben immer noch Edle genug, anspruchsloser und weniger grundsätzlich gesinnt, am alten Orte. Sie behalten hier den Wohnsitz als Hintersassen oder Bürger. Sie fügen sich, wenn auch oft lässig oder widerstrebend, in Dienst Steuer und Eidespflicht der Stadt. Die Münch Eptingen Andlau Bärenfels wohnen in den alten erinnerungsreichen Höfen, sie reiten ein und aus. Sie nehmen zuweilen noch ihren Sitz im Rat ein oder dienen der Stadt bei Gelegenheit mit besondern Arbeiten. Sie brauchen, wie der Rat etwa sagt, die Almend, Wunne und Weide, Stege Wege und Brunnen, werden Tags wie Nachts beschirmt; sie mögen den reichen Verkehr und die städtische Geselligkeit, das Vergnügen, die Wärme und Sicherheit nicht entbehren. Sie geben ihren Stolz für solchen Komfort und bescheiden sich mit einem rechtlich nicht ausgezeichneten, aber von gesellschaftlichen Vorteilen und von Behagen umgebenen Leben in derselben Stadt, die ihren Vätern einst als Herren gehorcht hatte.

Es sind die Reize und Vorzüge Basels, um derer willen jetzt auch neue Adelsgeschlechter von draußen hereinkommen und hier heimisch werden: die Hertenstein, die Halwil, die Truchsessen von Wolhusen, die Randeck, die Diesbach usw. Auch sie treten politisch nicht hervor. Aber Geschäfte Lehen Heiraten führen sie in den Kreis unserer Hohen Stube. Sie bringen der Basler Adelswelt neue Kräfte und Gestalten. Sie gehören fortan zur guten Gesellschaft der Stadt.

Anders geartet erweisen sich die Achtbürger. Bei ihnen fehlt, was den Edeln den Verlust der Macht im Stadtstaate ersetzen kann: die Funktion an Fürstenhof und Landesregiment. Der Achtbürger als solcher weiß von nichts als von seiner Stadt, und eine seiner städtischen Herrschaft gleichwertige und gleichartige Tätigkeit gibt es für ihn nicht, wenn er sie hier nicht mehr hat.

Hiezu kommt ein Weiteres. Dem durch lange Zeiträume hindurch ausdauernden und lebenskräftig bleibenden Adel gegenüber degenerieren die Achtbürger merkwürdig rasch. Aus niedern Verhältnissen aufsteigend, verlieren sie in den neuen Anschauungen und Lebensgewohnheiten bald ihre Widerstandsfähigkeit. Sie leben über das ihnen Eigene hinaus, gesteigert und gezwungen; sie wenden dieses neue Leben vielleicht aufs glänzendste

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 900. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/379&oldid=- (Version vom 4.8.2020)