Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/322

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

furchtbar gewesen, und das Kloster schien sich nie mehr erholen zu können. Wohl sehen wir den Prior Ulrich und dann auch Peter Löwlin (1438 bis 1459) sich kräftig gegen den Verfall stemmen; die Kriege der 1440er Jahre brachten neue Last und neuen Schaden, wogegen auch die Inkorporation der Kirche Hauingen 1452 wenig half.

Von da an ist die Geschichte des Klosters erfüllt durch unaufhörliche Bemühungen um seine Existenz. Von der einen Seite kommen die Reformwünsche des Bischofs, des Rates und der Gemeinde; auf der andern ist völliges Unvermögen. Cluny selbst ist lange Zeit merkwürdig passiv. Und mitten in diesen Konflikten steht das Kloster ohne eigene Lebenskraft. Jetzt rächt sich, daß es immer abseits geblieben ist, als ein der Stadt fast fremdes Haus, zu Zeiten verwälscht, angewiesen auf die kleinen Leute seiner Nachbarschaft und der Vorstadt, ohne die Sympathie großer reicher langdauernder Geschlechter.

Unter dem Prior Johann Brant (1459—1468) sind Not und Unordnung auf der Höhe. Das Kloster verarmt zusehends, seine Güter und Rechte sind von Gläubigern arrestiert, es selbst um dieser Schulden willen interdiziert und seine Insassen gebannt, sodaß die Gemeinde ohne Gottesdienst und ohne Seelsorge dahinleben muß. Herrschafts- und Verwaltungsrechte in der Stadt gehen verloren. Der Konvent ist aufgelöst. Die Mönche, „hirtenlose Schafe“, laufen davon und suchen andere Hürden. Wiederholt schreibt der Rat dem Abt zu Cluny; als endlich im Spätherbste 1468 Brant stirbt, verlangt der Rat nachdrücklich, daß Cluny zur Sache sehe und einen brauchbaren Regenten schicke. Aber es kommt zu nichts Bleibendem, sondern unaufhörlich zu Provisorien und Zwischenzuständen, zu einer seltsamen Folge von Vorstehern, die als Administratoren Pröpste Statthalter Verweser usw. das Kloster leiten: 1468, 1469 Guido Amebligneti; 1469 der Riggisberger Propst Amadeus Mistral de Corsiandro; 1470 Lienhart Ofenhüsli; 1472, 1473 Petrus de Prato; 1473—1475 Peter von Kettenheim; 1475 Johann Orioli, Kanoniker von Lyon sowie des französischen Königs Rat und Requetenmeister. Von tüchtiger Art ist Kettenheim, mehr noch seit 1476 der Prior Johann Blattner. Diesem gelingt eine Sanierung der Klosterfinanzen. Die zahlreichen, jetzt entstehenden Vidimus der alten Privilegien, die Zinskäufe und Fröhnungen, die Verträge mit den Leutpriestern zu Jettingen und Lörrach, die Inkorporation Biesheims, die Anlegung eines Zinsbuches und eines prächtigen großen Urbars sind Zeugnisse solcher Tätigkeit; auch den Lehen erteilt Blattner eine neue Ordnung. Daß er gelegentlich mit dem Rat über einzelne Rechte zu streiten hat, ist begreiflich; beim

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 843. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/322&oldid=- (Version vom 4.8.2020)