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adligen Kapitularen unrichtig sein. Auch in ihrer Reihe waren Männer, die man Zierden des Kapitels nennen durfte. An Gelehrsamkeit den Bernolt usw. vergleichbar, offenbarten sie vielleicht noch eine feinere harmonischere Persönlichkeit. Wir denken an den Freund der Humanisten Hartman von Eptingen; an Christoph von Utenheim; an Arnold von Rotberg, dem Brant den Äsop widmete; an den würdevollen Georg von Andlau, 1425 Schulherr, 1426 Dekan, dann über dreißig Jahre lang Dompropst, dann erster Rektor der Universität, den die Grabschrift darum pries, mit dem uralten Adel seines Hauses den Glanz der Kamönen verbunden zu haben.

Vor Allen aber haftet unser Auge auf der ungewöhnlich kräftigen Figur des Hans Werner von Flachsland. Aus der übrigen domherrlichen Gesellschaft hebt ihn das Weitumfassende seiner Absichten und Beziehungen. Dabei erscheint er wie gefesselt an die Person des Papstes Pius II. Vielleicht wirkten Reminiszenzen aus der Konzilszeit, in der Beide, der Domherr Flachsland und der Scriptor Enea Silvio, jung gewesen waren und sich kennen gelernt hatten. Als Enea Kardinal geworden, fand sich Flachsland bei ihm in Rom ein; er erhielt den Basler Domdekanat und zugleich eine Fülle anderer Pfründen. Nicht nur die üblichen Kanonikate und Kirchherreien der Nachbarschaft — er hatte die Pfarreien Muttenz und Wegenstetten und Benefizien an den Stiftern Säckingen Zofingen Konstanz Straßburg —, sondern Prälaturen in Worms Mainz Erfurt Würzburg. Dazu erlangte er am päpstlichen Hofe selbst die Ämter eines geheimen Kämmerers sowie eines Sekretärs der Pönitentiarie. Daß er in solchem Maße Pfründen häufte, ist nicht nur Zeugnis schwer zu sättigender Gier. Ohne das Geschick, jede Lage und jede Person zu nützen, würde Flachsland nicht so weit gekommen sein, und jedenfalls besaß er eine nicht alltägliche Unterhändler- und Agentengewandtheit; im großen Mainzer Bistumsstreit bewährte der „Dechant von Basel“ diese wiederholt als Gesandter des Papstes und des Erzbischofs Adolf. Aus allen diesen Verhältnissen mochte Flachsland in die Zustände Basels, wo er seit 1466 die Dompropstei innehatte, einen Stolz mitbringen, dessen verletzende Härte Knebel auf seine Weise würdigt. Aber auch das ist zu sagen, daß ohne Flachsland Papst Pius sich vielleicht nicht so entschieden der Konzilsstadt angenommen hätte. Jener darf als Hauptförderer der Basler Universitätsgründung gelten, und diese eine Leistung wiegt tausendfach allen Streit auf, den er mit dem Rate geführt.

Den Herren gegenüber heben sich aus der Menge der Domkapläne einige kenntlichere Physiognomieen. So die Chronisten Appenwiler Gerung Knebel. Weiterhin die charakteristische Figur des Hieronymus Brilinger;

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 829. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/308&oldid=- (Version vom 4.8.2020)