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Beerdigung im Innern der Kirche war das Würdigste Ehrenvollste, und hier fanden sich auch die schönsten Grabmäler, die größte Mannigfaltigkeit der Grabformen. Von der in den Fußboden gesenkten Platte zur ausgemalten Nische und der hohen reichverzierten, oft umgitterten tumba; von den Inschriften und Wappen zu den mächtigen Gestalten kelchtragender Priester, schlafender Bischöfe und Edeln. Unter den zahlreichen Prachtgräbern, die namentlich im Münster sich erhoben, war vielleicht das schönste jenes mausoleum sumptuosum, das sich Bischof Friedrich schon bei Lebzeiten in der Mitte der Mainzerkapelle erbaut hatte.

Nicht Grabmal, wenn auch oft in der Nähe des Grabes befindlich, sondern Denkmal und einzig dem Verlangen nach Unvergänglichkeit des Namens dienend waren die Memorientafel und der Totenschild. Steinerne Tafeln jener Art, nachträglich zum Gedächtnis früherer Bischöfe angefertigt und deren Wappen mit der Nennung ihres Todestages tragend, finden sich noch im Münster. Zahlreicher waren die von Enea Silvio bewunderten Totenschilde, bunte Werke der Holzschnitzerei oder Lederplastik, die an den Mauerflächen und Pfeilern aufgehängt wurden; in der Barfüßerkirche sah man solche Schilde der Freiherren von Ramstein, der Sevogel, der Waltenheim, von solchen der Herren von Eptingen mehr als dreißig; in der Karthäuserkirche die Schilde eingeborner Wohltäter wie Zibol Sennheim Rot Zscheckabürlin neben den fremdartig gezierten von Konzilsprälaten; unter den Arkaden des Mittelschiffes im Münster zogen sich zu beiden Seiten lange Reihen von Totenschilden hin.

Auch die Kreuzgänge galten als erlesene Orte der Bestattung, und namentlich die Ordens- und Stiftspersonen behielten diese freien und doch schön beruhigten und geschirmten Hallen oder Gänge sich selbst zur Grablege vor, nahmen nur Wohltäter und gute Freunde des Hauses auch hier auf. In den Münsterkreuzgängen lagen die meisten Domherren und Domkapläne; als zu Predigern ein Laienbruder achtlos durch den Kreuzgang zum Läuten sprang, vernahm er eine Stimme aus der Tiefe, die ihm gebot, mit mehr Ehrerbietung zu gehen, weil jeder seiner Schritte einen Heiligen treffe.

Die offenen Gräberfelder endlich waren für die Massen bestimmt, und nur ausnahmsweise wählten auch Vornehme sich hier ein Grab. Hans Kilchman z. B.; er wollte im allgemeinen Theodorsgottesacker bestattet sein, allerdings auch da auf ansehnliche Weise, daher er bestimmte, daß auf diesem Grabe gesetzt werde ein starkes „fulment“ von gehauenen Steinen, darauf ein großes Kreuz mit einem „geschnittenen herrgott“, ein Dächlein darauf und ein Betstuhl davor.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 768. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/247&oldid=- (Version vom 4.8.2020)