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Innenraum des Klosters. Ohne Zweifel auch der wohnlichste und geschmückteste und wohl immer mit einem Ofen versehen. Zu St. Alban waren an die Wände dieses Saales die Wappen der Basler Bischöfe mit großen Schildhalterfiguren gemalt. Für Beleuchtung des Klingentaler Refektoriums bestand eine eigene Stiftung. Es handelte sich bei dieser um das alte Refektorium, das offenbar den Brand von 1466 überdauerte und 1490 „underschlagen“ wurde. Das „neue Refektorium“ dagegen, das die Klingentalerinnen 1508 zwischen dem Hause ihres Beichtvaters und dem alten Dormenter erbauten, mit neun Fenstern gegen den Rhein, also außerhalb des Klausurbezirkes, kann nur ein Refektorium für Konversen und Gäste gewesen sein; es ist das noch heute am Rheinquai stehende Hauptgebäude des kleinen Klingentals. Dagegen hat als Refektorium der Klosterfrauen selbst zu gelten der 1520 aufgeführte Neubau im Steinenkloster.

Nicht nur die geräumigsten Refektorien fanden sich in den von großen Konventen bewohnten, unaufhörlich durch Gäste besuchten Mendikantenklöstern, sondern diese scheinen sogar zwei solcher Säle besessen zu haben: einen größern für den Sommer, einen kleinern für den Winter. In diesen Refektorien, die bei den Barfüßern und den Predigern auch als Konventsstuben dienten, haben zur Konzilszeit zahlreiche Sitzungen und Versammlungen stattgefunden, bis zur letzten großen Abschiedsszene am 28. Juni 1448 im Barfüßerrefektorium.

Neben diesem wichtigsten Raume des Konventshauses befand sich zu Predigern die nur von ihm her zugängliche Bibliothek.

Auch die Gelasse für diejenigen Gäste des Klosters sind hier zu nennen, die Zutritt in die Klausur hatten. Die Dominikaner besaßen mehrere solcher Gaststuben; auch im Augustinerkloster war eine „Kammer des Provinzials“ mit großem Himmelbett.

Vom Typus dieser örtlichen Zusammenordnung wich wiederum die Karthaus ab, hier offenbar deswegen, weil auf den von früher her vorhandenen, noch wohl benützbaren bischöflichen Palast an der Stadtmauer Bedacht genommen werden mußte. In diesem Hause, unmittelbar bei Speisesaal und Wohnung der Laienbrüder, also auf der profanen Seite der Anlage, war auch das 1507 erneuerte Refektorium der Mönche eingerichtet, während Kapitelsaal Bibliothek und Zellen auf der andern Seite der Kirche in der Klausur lagen. Im großen Hause befanden sich auch Stube und Schlafkammer der Gäste, erbaut 1509; die Kammer, mit Prachtbett und reichverzierter gewölbter Holzdecke, war ein weithin berühmtes Gemach, dessen Lob noch bei Fischart im Gargantua tönt.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 763. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/242&oldid=- (Version vom 4.8.2020)