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für Haushalt Landbesorgung Vermögensverwaltung führte zu Formen, die in der Hauptsache überall wiederkehrten. Doch fand dieser Typus einige prachtvolle Steigerungen durch die Situation: bei den vom Strom bespülten Klöstern Klingental und Karthaus und bei dem hochgelegenen burgartigen St. Leonhard.

Die großen baugeschichtlichen Daten 1356 und 1417 waren natürlich von Bedeutung auch für die Geschichte der Klosteranlagen. Bei beiden Katastrophen wurde St. Alban hart mitgenommen, nach dem Brande von 1417 mußte es größtenteils neu aufgebaut werden. Vernichtung durch Feuer hatte auch das Barfüßerkloster 1298 getroffen und traf das Klingental 1466. 1340 wurde das Steinenkloster durch Blitzschlag und zweimaliges Hochwasser schwer geschädigt.

Was zu diesen Nachrichten von Zerstörung an Nachrichten von Klosterbau tritt, ist mit Ausnahme der Berichterstattung über die erste Anlage und den allmählichen Ausbau der Karthause nicht belangreich. Zu erwähnen bleibt nur die Verlegung der Klingentaler Klostergebäude von der Gegend am Teich auf die andere Seite der Kirche sowie die wiederholte Erweiterung des Augustinerklosters durch Hinzunahme von Nachbarliegenschaften 1306, 1311, 1313, 1340. Noch spät, 1457, ist von Erweiterung des Gnadentals die Rede. Im Johanniterhause soll der letzte Komthur tausend Gulden verbaut haben.

Den Kern der Klosteranlage bildete in der Regel ein Komplex von Gebäuden, die als Dormenter und als Kapitels- oder Konventshaus den Klosterfriedhof umschlossen.

Unter Dormenter haben wir in dieser Zeit nicht mehr einen gemeinsamen Schlafsaal, sondern eine Gesamtheit einzelner Zellen samt dem Gang oder Saale zu verstehen, auf den diese Zellen sich öffnen; den eigentlichen Wohnraum also, das lebenerfüllte Zentrum des Klosterwesens, wo die Ordensleute ihre meiste Zeit verbringen. Daher z. B. im Dormenter der Prediger ein Gnadenbild der heil. Jungfrau aufgestellt war. Die verschiedenen Namen des Raumes: im Augustinerkloster oberer und niederer Dormenter, an den Steinen alter neuer langer kleiner hoher Dormenter usw., weisen auf allmähliche Erweiterung oder Änderung. Im Steinenkloster wurde in den Jahren 1409, 1431, 1441, 1442 an diesen Dormentern gebaut und noch 1520 eine neue Zellenreihe aufgeführt. Am mannigfaltigsten gestaltet war diese ganze Anlage jedenfalls im Klingental; außer dem „alten Dormenter“, der auf der Südseite der Kirche zwischen ihr und dem Teiche lag und das Schlafhaus der ursprünglichen Anlage gewesen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 761. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/240&oldid=- (Version vom 4.8.2020)