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Murer verkaufte 1487 den zum Hause zum Tanz gehörenden Stuhl in der Martinskirche an den Goldschmied Schongauer. Nur das Petersstift scheint die Stuhlverhältnisse auf seine Weise geregelt zu haben; es selbst erstellte und vermietete ein Laiengestühl in seiner Kirche, nur für Frauen. Anläßlich der Wiederherstellung der Kirche wurde 1388 auch diese Sache frisch geordnet und, da sich mit der Zeit Mißbräuche festsetzten, 1518 ein neues Gestühl, diesmal auch für Männer, angefertigt mit der ausdrücklichen Erklärung, daß es St. Peters Eigentum sei und daß fortan nur Kirchspielgenossen sollten Stühle erhalten können.

Zum Bilde des Kircheninnern gehörte auch die Gestaltung der Decke und ihrer Träger. Neben flachgeschnitzter Dekoration tragen einzelne dieser Decken, z. B. zu Barfüßern, auch reicheres Bildwerk von Figuren; wo Gewölbe waren, fehlte nie die farbige Auszierung der Schlußsteine Rippen und Kappen; an Wänden und Säulen prangten zahlreiche Wappenskulpturen. Das Bedeutendste aber waren die Wandgemälde, allverbreitet, oft in weitgedehnten Zyklen, durch den ganzen Zeitraum unaufhörlich gemehrt und neu entstehend. Vermöge der räumlichen Größe sowie der Macht der Darstellung herrschten diese Malereien über Alles und konnten unmittelbar als Illustration und Bekräftigung der Predigt dienen. So hatten auch die Glasgemälde der Fenster nicht nur die Bedeutung erlesenen Schmuckes; sie schlossen mit zauberischen Farben jede Öffnung des Gebäudes gegen die Welt.


Über Stufen von der Laienkirche her zugänglich, durch ein Gitter und den Lettnereinbau von ihr geschieden war der Chor: der Raum des Allerheiligsten und der Ort für die feierlich geordneten Gottesdienste von Geistlichen und Ordensleuten; in den Pfarrkirchen weniger geräumig als das Langhaus und meist nur durch Fenster im Chorhaupt erleuchtet; in den Klosterkirchen größer als das Langhaus und von diesem auch als ganz lichte, rings von hohen Fenstern umgebene Halle unterschieden; in der Regel polygonal, nur zu St. Peter und zu St. Ulrich geradlinig geschlossen.

In dieser Abgesondertheit stand der Hoch- oder Fronaltar, unter den Altären der erste, dem Titelheiligen der Kirche gewidmet; die an ihm sich vollziehenden Begehungen der Messe usw. waren nicht gehaltvoller oder wirksamer als an Nebenaltären, aber vornehmer, nicht einem jeden Priester gestattet, und entsprechend feierlich gestaltet. Daher auch die Auszeichnung des Hochaltars durch den edelsten und reichsten Schmuck. Doch haben wir von dieser Pracht nur dürftige Erwähnungen. Meister Paul Mosbach machte

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/234&oldid=- (Version vom 4.8.2020)