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auch seine Freunde, und die Kreise gleichsam erblicher Devotion, durch die z. B. die Ramstein und die von St. Amarin mit dem Hause der Barfüßer verbunden sind, öffnen sich auch für Tertiarierinnen.

Dieser formenreichen Franziskanerwelt entsprechen nicht gleiche Verhältnisse auf der Seite der Prediger. Eine eigene und einheitliche Leitung der Tertiarier neben dem Kloster scheint hier nicht bestanden zu haben. Auch die Regel- oder Beginenhäuser waren weniger zahlreich: das Haus Rechtenberg am Blumenrain; das Haus am Wege ebendort, 1329 durch Katharina am Wege gestiftet; Schulers Haus in der St. Johannsvorstadt, 1340 durch Heinrich Schuler gestiftet; das Haus zu den Mägden in derselben Vorstadt, 1361/62 durch Schwester Verene zur Linden eingerichtet; das Haus der Münzmeisterin von Colmar in derselben Vorstadt; das Haus zum schwarzen Bären oder zum Gundolzbrunnen an St. Peters Berg.

Eigenartig stand die 1388 durch Greda Vögelin gestiftete Samnung in Dechans Haus beim Eseltörlein da als ein Haus, das ausdrücklich keinem Orden verbunden sein sollte. Diesen Frauen durfte kein Mendikant dreinreden; ihre Ordner und Pfleger waren ein Leonhardsherr, ein Chorherr von St. Peter und der städtische Ammeister.


Neben den vielen Regelschwestern und Beginen kommen Brüder und Begarden kaum zum Worte, in einer Dürftigkeit der Bezeugung, die wohl dem wirklichen Zustande entspricht. Auch bei ihnen haben wir an eine irgendwie geartete Absonderung und Gemeinschaft zu denken, aber wir erkennen nichts deutlich. Diese frommen Männer wohnen zum Teil in Klausen, sie wandern umher und heischen „Brot durch Gott“, kehren in Beginenhäusern ein. Eigentliche Bruderhäuser werden nur ganz vereinzelt genannt: das eine 1350 und 1363 in der St. Johannsvorstadt gegenüber dem Predigerkloster, das andere am alten Stadtgraben oberhalb dieses Klosters und bei der Neuen Vorstadt gelegen. Beide Häuser waren bewohnt durch „willig arme Brüder“, pauperes conversi, pauperes begardi. Die Kongregation in der Neuen Vorstadt (Herman von Montabur u. A.) schenkte ihr Haus 1377 dem Rate der Stadt und empfing es wieder zu Erbe.


Als „Brüder“ und „Schwestern“ machen sich endlich auch Klausner bemerkbar. Ihre ursprüngliche, noch reine Absicht geht auf das deutlichste äußere Getrenntsein von Gemeindeleben und Weltleben, aber nicht auf das Kloster, sondern auf eine freie Askese in ihrer ernstesten Form.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 707. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/186&oldid=- (Version vom 4.8.2020)