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Auf solchen Wegen kam Basel zu seinen Theologen Juristen und Ärzten und gewann es überhaupt das Wissen, dessen Gemeinwesen und Kirche bedurften.

Wir versuchen, Einiges aus diesen Bereichen näher kennen zu lernen.


Mit den Lehrern der privaten Lese- und Schreibeschulen zuweilen identisch beherrschten die Schreiber ihre, den Meisten fremde Kunst durch alle Stufen hindurch, vom gewöhnlichen Kopisten und Briefsteller bis zum Buchhalter und Notar.

Dabei handelte es sich nicht allein um Schreiben, sondern auch um Sprachfertigkeit, um Beherrschung des Ausdrucks, um Formenkenntnis und um Stil. Um eine Kunst also, die auch durch den Buchdruck nur zum kleinen Teil entbehrlich gemacht werden konnte.

Die Schreiber gaben auch Unterricht. Ihre Haupttätigkeit aber war die Besorgung von Schreibarbeiten für Andere. Sie kopierten Schriftwerke jeder Art, sie faßten Briefe ab, sie fertigten Urkunden aus usw. In allen diesen Funktionen waren sie — neben den armen Klerikern und Scholaren, die mit Abschreiben Geschäftsbesorgen u. dgl. sich zu erhalten suchten — die öffentlichen und anerkannten Berufsleute. Als solche waren sie aber an keine bestimmte Zunft gebunden. Sie wohnten in den Gewerbsgassen und den vielbegangenen, zu den Kirchen führenden Straßen. Wie zahlreich sie waren, zeigt z. B., daß 1406 im Pfäffinger Zuge vier Schreiber zugleich das Bürgerrecht verdienten.

Spezialisierungen des Berufes waren der Modist, der Gold- oder Guldenschreiber, der Buchschreiber, der Stuhlschreiber, der Illuminist oder Miniator. Aber zur höchsten und einflußreichsten Tätigkeit gelangten die berufsmäßigen Schreiber, wenn es ihnen gelang, ihren Betrieb zu einer eigentlichen Schreibstube zu entwickeln. In Offizinen solcher Art wurden Handschriften in größerer Zahl und auf Vorrat angefertigt; die Illustration gehörte gleichfalls zum Geschäft, und hiebei konnten dann jene berühmten Blockbücher entstehen, durch die Basel sich auszeichnete und für die Aufnahme der Buchdruckerei vorbereitete.

Der Betrieb des Schreibergewerbes durch Frauen (1454 die guldenschriberin im Gerbergäßlein, 1497 die schöny guldenschriberin an den Swellen u. A.) erinnert daran, mit welcher Zierlichkeit sie die Feder zu brauchen verstanden; viele Bücher der Weiberklöster oder das Geschäftsbuch der Margaretha Zscheckabürlin zeigen dies deutlich.

Nun aber führt uns die Angabe Bischof Friedrichs, daß er während der Jahre 1437—1439 einen Schreiber in Kost und Lohn gehabt habe

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/18&oldid=- (Version vom 4.8.2020)