Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/171

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie sich ein und hielten sich in der übrigen Zeit irgendwo sonst, vielleicht bei einer andern Pfründe, auf. Worin ihre Pflichten bestanden, ist beiläufig aus der Anstellung des Herrn Klaus Maner als Kaplan des Steinenklosters zu ersehen: er hat an vier Tagen der Woche, außerdem an den hohen Festtagen des Klosters Messe zu halten und im Übrigen bei Exequien und Jahrzeitfeiern mitzuwirken. Dort im Steinenkloster kam es auch zu der schönen Vorschrift an den Kaplan Jacob 1514, seine Frühmessen an einem andern, erhöht (supra scalam) gelegenen Altar zu lesen, damit die zu ihrer Tagesarbeit gehenden Klosterleute das Allerheiligste bei der Elevation besser zu sehen vermöchten. Beim Gedanken an solche Momente ist zu ermessen, welche Bedeutung überhaupt diesen Klosterkaplänen zukam. Sie waren die Priester, die Verwalter der höchsten Gnaden; zelebrierten sie das Offizium, so konnten sich Alle eins fühlen mit der Christenheit und jede Schranke des Klosterlebens war verschwunden. Ihr persönlicher Wert kam dabei nicht in Betracht; aber daß sie zuweilen auch zu Anderm als ihren Messen brauchbar waren und sich brauchen ließen, zeigt ihre gelegentliche Tätigkeit als Vertreter der Klosterfrauen bei Geschäften. Die meisten Kapläne hatte Klingental: zehn, seit 1420.

Zur klösterlichen Gemeinschaft gehörten auch die auf dem Hofe wohnenden Pfründer.

Wie ein Kloster Pensionäre hatte, die von ihm auf ihre alten Tage eine jährliche Rente kauften – z. B. 1391 St. Alban den Farnsburger Vogt Werner Abegg, 1466 Klingental den großen Zimmerer Hans von Thann –, so auch Pfründer, denen es gegen Zahlung die Kost aus seiner Küche sandte.

In der Regel aber erwerben die Pfründer nicht nur die Kost, sondern auch das Wohnen auf dem Klosterhofe selbst, und mit dieser Verpfründung wurde meist verbunden eine Verbrüderung oder Verschwesterung. Der Pfrundnehmer gab sein Hab und Gut und dazu noch seinen Leib, lebend und tot, in des Klosters Schirm, hieß fortan Bruder oder Schwester gleich den Konversen, war nicht nur leiblich, sondern auch geistlich versorgt.

Für das Kloster war das Ganze ein gutes Geschäft, daher z. B. Klingental in den Jahren 1440 und 1441, zur Zeit seiner großen Bauten, auffallend viele Pfründer annahm.

Ein einzelner Fall mag uns die Institution, die allen Klöstern bekannt war, anschaulich machen: die Witwe Elfi Sattlerin gibt 1452 dem Kloster Klingental um Gottes, ihres Seelenheils und ihrer Leibesnahrung willen all ihr Gut Schulden und Barschaft; dafür sollen die Frauen sie

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 692. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/171&oldid=- (Version vom 4.8.2020)