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Raumverhältnisse gaben das Maß. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der Karthause, wo eine festbestimmte Zahl von Einzelzellen bestand und eine Vermehrung des Konvents nur geschehen konnte durch Vermehrung der Zellen. Wer eine Zelle stiftete, stiftete damit einen Mönch. In andern Klöstern konnte man sich mit Anpassen und Überfüllen helfen, namentlich dann, wenn das Abweisen eines Aufnahmebegehrens nicht „ohne großen Schaden und Ärgerung“ möglich war.

Wir nehmen somit wahr, daß nicht nur zwischen den einzelnen Klöstern starke Unterschiede in der Frequenz bestanden, sondern auch daß die Größe des einzelnen Konvents im Laufe der Zeit wechselte. St. Leonhard zählt 1301 elf Herren; dann kommen Listen von vier fünf sechs sieben Namen; 1452 ist der Bestand auf drei Personen gesunken, beim Ausgang 1525 sind es ihrer sieben. Bei den Barfüßern können wir 1320 zwanzig, 1408 dreizehn Brüder zählen; die Angabe des Konvents in einer Supplik an den Papst 1358, daß vor dem Erdbeben sechzig Brüder bequem im Basler Hause hätten weilen können, bezeugt die Größe der Räume, die ja auch für Gäste da waren, nicht die Größe des Konvents. Die Prediger rücken 1407 mit fünfzehn Mönchen auf, 1401 mit zwanzigen, 1400 mit siebenundzwanzigen. Bei St. Alban ist die, nicht immer voll besetzte, Normalzahl der Konventualen zwölf. Die Ritterhäuser haben nie zahlreiche Bewohnerschaft; im Deutschen Hause ist 1414 neben Knechten und Mägden nur ein Priesterbruder, 1497 wohnen dort im ganzen drei Personen. Die Karthause besaß zuletzt sechszehn Zellen, mit Einschluß derjenigen des Priors, wodurch die Maximalfrequenz des Konventes gegeben war.

Andere Verhältnisse begegnen uns bei den Weiberklöstern. Dem starken Überwiegen der Frauen in der Gesamtbevölkerung gemäß sind diese Klöster in höherm Maße als die der Männer Anstalten zur Versorgung, und dem entsprechen ihre Frequenzen. Für St. Klara und das Steinenkloster fehlen zuverlässige Angaben; aber vom Gnadental wird 1457 bezeugt, daß vierzig Nonnen darin wohnen und zahlreiche andere Frauen Aufnahme begehren; im Klingental sind 1397 zweiundfünfzig, 1436 achtundvierzig, 1480 neununddreißig, 1503 dreißig Frauen anzutreffen.

Aber es gab innerhalb dieser Klosterwelt wichtigere Varietäten als diejenigen der Frequenz.

Vor Allem war unwidersprechlich, datz die meisten Klöster den ursprünglichen Klosterbegriff schon früh nicht mehr repräsentierten. Abgesehen davon, was Entwicklung oder Entartung heißen mochte, handelte es sich vielfach um ein Hinaustreten in die Welt mit Predigt und Seelsorge. Bei

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 687. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/166&oldid=- (Version vom 4.8.2020)