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beschließen pflegten. Solcher Provinzialkapitel haben in unserm Zeitraume bei den Augustinern zwei, bei den Predigern zehn, bei den Barfüßern zwanzig in Basel stattgefunden. Ihnen gegenüber standen, durch universale Beteiligung und Wichtigkeit der Verhandlungen ausgezeichnet, die Generalkapitel; diese großen Darstellungen der Ordensmacht haben die Augustiner im Jahre 1350, die Barfüßer 1454 und 1472, die Prediger 1473 hier erlebt. Wenn dabei auch die Stadt mit Beiträgen half, so war die Aufgabe doch eine schwere, sodaß die Klöster jeweilen freiwillige Gaben sammelten, in möglichst weitem Gebiet und unter Ablaßverheißungen des Papstes, des Ordensgenerals und der beteiligten Bischöfe. Zum Provinzialkapitel der Prediger 1508 lieh der Basler Heinrich David sein Silbergeschirr.

Was an solchen Kapiteln zur Verhandlung kam, zeigt uns die ganz singuläre Kraft und Klarheit dieser Ordensorganisationen. Die Tätigkeit eines Jahres wird auf einen Punkt gesammelt und erwartet Bestätigung Weisung Erledigung. Ein ausgebildetes Rapport- und Kontrollsystem läßt die Obern Alles wissen, was irgendwo im Orden geschieht, und erwägen, was geschehen soll. Mit Staunen lesen wir, wie in Cluny die Visitatoren über Bauten im Basler Kloster, die Ausgelassenheit der Nonnen von Feldbach, die Armut Isteins usw. berichten und die Diffinitoren darüber Beschlüsse fassen, und wie zur selben Zeit an einem andern Orte der Predigergeneral gleichfalls jedes Detail seines weiten Reiches beachtet; Vorfälle in den Konventen, Fähigkeit und Verhalten einzelner Brüder, Kleinigkeiten wie die Zuweisung von Zellen im Predigerkloster zu Basel u. dgl. m. werden behandelt in buntem Wechsel mit den allgemeinsten und sublimsten Angelegenheiten; die Gründungsgeschichte der Karthause zeigt aufs lebendigste, wie ein solcher Orden in der Stadt Fuß faßt, wie zunächst Alles Ordenssache ist und das Lokale noch völlig zurücktritt.

Dabei ist uns eindrücklich der Zustand allgemeiner Heimatberechtigung des Einzelnen im ganzen Ordensgebiet. Die Prioren von Istein Enschingen Biesheim sind oft daneben Mönche zu St. Alban; oder wir sehen solche cluniacensischen Ämter einander folgen: Peter Matzerer ist erst Mönch in Basel, dann 1362 f. Prior zu Morteau; Rudolf von Brünikofen 1358 Mönch in Basel, 1362 Prior zu Selden, 1396 f. Prior zu Basel; hundert Jahre später der geschmeidige Peter von Kettenheim Prior von St. Peter bei Metz, dann Regent von St. Alban, zuletzt Propst von Feldbach, u. dgl. m. Die mannigfaltigsten Kombinationen zeigen sich uns innerhalb dieser oberrheinischen Cluniacenserwelt, wo Basel St. Morand Sulzburg Thierenbach usw. in unaufhörlichem Verkehr und Austausch stehen und der Basler

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 677. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/156&oldid=- (Version vom 4.8.2020)