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in den Vorstädten Äschen und St. Alban. Sie sind zuweilen das persönliche Eigentum eines Kaplans, häufiger Gut einer bestimmten Präbende (Sanct Kaiser Heinrichs Pfrundhaus u. dgl.); zuweilen stehen sie dem Domstift überhaupt oder einer seiner Verwaltungen zu und werden einem Kaplan auf Lebenszeit „verkauft“ d. h. gleich den Domherrenkurien zu Leibgedingsrecht geliehen.

Noch Anderes ist im bunten Bilde dieser Welt auf Burg bedeutsam: die an den Kreuzgang angebauten Keller und Kornhäuser des Domstifts. Ihnen entsprach als bischöflicher Speicher der an der Nordseite des Münsterplatzes bei der Einmündung des Schlüsselbergs gelegene Schürhof. Jedenfalls ein Zentrum der fürstlichen Verwaltung; in ihm hielt der Brotmeister sein Gericht, benachbart waren die Gesesse der mit den Hofämtern begabten Geschlechter. Aber mit der Zeit verlor dieser Schürhof seine ursprüngliche Bestimmung und wurde bischöfliche Residenz.

Freilich haben wir die eigenartige Bedeutung dieses Begriffes von bischöflicher Residenz zu beachten. Seit dem XIV. Jahrhundert halten sich die Basler Bischöfe immer weniger in Basel selbst auf; sie ziehen vor, in Delsberg Pruntrut usw. zu residieren. Der Konflikt weltlicher und kirchlicher Gewalt und das Übergehen der Herrschaftsrechte an den Rat depossediert den Bischof vom Stadtregiment, macht den alten Herrn zum Nachbar, nimmt aber darum nicht auch der Stadt den Charakter der Bischofsstadt. Das Münster bleibt Kathedrale, bleibt Haupt aller übrigen Kirchen des Bistums, und zu keiner Zeit ist an eine Übertragung dieser Qualität gedacht worden. Tradition Gewöhnung praktische Vorteile und tatsächlich bestehende Einrichtungen, aber auch die tiefe innere Gewalt des Heiligen fesseln Münster und Domstift an den alten Ort. Die Kontinuität aber wird durch den dem Münster benachbarten Bischofshof dargetan. So unbewohnt er auch meist sein mag, er vertritt körperlich und symbolisch den Bischof selbst, bezeugt den nie preisgegebenen Anspruch auf Herrschaft, macht die Stadt noch immer zur Bischofsstadt und Bischofsresidenz.

Bestimmte Nachrichten über die Wohnung der ältern Bischöfe besitzen wir nicht. Der im Aufruhr 1247 zerstörte Palast mochte da gewesen sein, wo heute die berühmte Terrasse in ihrem Namen Pfalz einen alten Zustand festhält; aber schon die statt dieses Palastes errichtete Wohnung hat sich vielleicht am Orte des heutigen Bischofshofes befunden. Deutlicher werden uns die Verhältnisse durch die nach dem Erdbeben 1356 eintretenden Veränderungen. Bischof Johann Senn scheint den alten, wahrscheinlich beschädigten Bischofshof am Rheinbord verlassen und den Schürhof zur

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/144&oldid=- (Version vom 4.8.2020)