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Ansehen in der Diözese Konstanz“, übernimmt aber ohne Hinderung 1458 die Leutpriesterei zu St. Alban in Basel.

Wichtig ist hiebei, daß unter dem Eindringen von Fremden alte, einst rein städtisch gewesene Kirchkollegien allmählich entbaslern. Wichtig aber auch die Frage, inwieweit diese Kleriker, auch abgesehen von ihrer Herkunft, vermöge ihrer Zugehörigkeit zur allgemeinen Kirche sich noch als Basler Kleriker, als Glieder einer städtischen Kirche zu fühlen vermögen.

Der Kleriker, der überall zu Hause, ist auch überall brauchbar. Vor Allem in den mancherlei geistlichen Funktionen, in Höhen und Tiefen der Kirche selbst. Er verwaltet mehrere Pfründen nebeneinander oder geht von dieser zu jener über; er scheidet aus dem Weltklerus aus und verschwindet im Kloster, wie der St. Martinskaplan Lienhard Wettinger in der Karthaus; oder er kehrt vollends zurück in die helle offene Welt und wird wieder Laie, wie der Domherr Hans Thüring Münch u. A. Vielbeschäftigt ist jener Heinrich Rink, der neben seiner Kaplanei zu St. Peter acht Jahre lang als Helfer in Kleinbasel amtet und „in großer pestilenz und trübsal sein bestes thut“, dann auch im Auftrage des Lohnherrn nach St. Hippolyte reitet, um den am Basler Salzwerk Arbeitenden zur Osterzeit das Sakrament zu bringen.

Aus dem Kirchlichen heraus treten dagegen die Kleriker, die sich trotz den Verboten mit weltlichen Geschäften abgeben. Einige machen geradezu den Eindruck von Liegenschaftsspekulanten; der Domkaplan Burchard von Au z. B., der auch Kirchherr zu Munzach ist, 1385, 1394, besitzt in Basel eine ganze Reihe von Häusern, und der vielgewandte, als Domfabrikmeister Spitalmeister Schaffner des Hintern Amtes Pleban von Zimmersheim usw. uns begegnende Priester Gügellin, 1458, 1469, handelt mit Gütern in Grenzach Riehen Wenken Inzlingen Brombach usw. Als Notare praktizieren unaufhörlich die Kapläne Konrad Pfau, Henman Friedrich von Münderstat, Peter Keßler u. A. Dann sehen wir namentlich Figuren aus dem niedern armen Klerus, kleine Meßpfründner oder auch Stellenlose, die als Schaffner, als Buchhalter, als Diener sich durchbringen. In den wohlausgestatteten Häusern der Heiwiler Schörlin Offenburg Eptingen u. A. gehört zum dienenden Personal auch ein solcher Kleriker, der Hausgeistlicher, aber auch Hauslehrer oder Schreiber sein kann; der Komthur Franz von Arlesheim so gut wie der Hofadvokat Johann von Sursee haben ihre geistlichen Familiaren. Namentlich aber sind es fromme und vornehme Kapitalistinnen, – Markgräfin Agnes 1391, Ursula Rot 1419 f., Margaretha Reich geborne von Rotberg 1486, Magdalena von Eptingen 1503 u. A. – die sich stets eines schrift- und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 624. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/103&oldid=- (Version vom 4.8.2020)