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Wir nehmen an, daß diese Organisation gedauert habe bis 1410. In diesem Jahre, anläßlich des Sturms der Zünfte gegen das Regiment der Rotberg und Ehrenfels, kurz vor Errichtung des Ammeistertums, kam es zu einem Beschluß über Führung der städtischen Streitmacht. An die Stelle der vier Ritter und vier Achtburger sollten vier Hauptleute treten, deren Wahl sich der Rat vorbehielt, und neben jeden der Hauptleute ein Kriegsrat von zwanzig Mitgliedern, die größtenteils dem Rat angehörten und an deren Wille der Hauptmann gebunden war. Da hiebei zwar die Hohe Stube nicht ausgeschlossen, die Mehrheit der Zünftler aber beträchtlich war, so ergab sich eine Beteiligung Vieler am Kommando, die zu den Vorgängen des Jahres 1410 durchaus paßt. Die gesamte Großbasler Mannschaft, mit Einschluß der Vorstadtleute, wurde nach den Kirchspielen in vier Haufen geteilt und jedem dieser ein Sammelplatz angewiesen: Fischmarkt, Kornmarkt, Straße beim Richtbrunnen, Straße vor dem Spital. Kleinbasel sollte sich gesondert versammeln, erhielt aber weder Hauptmann noch Kriegsrat, sondern hatte die Befehle von Großbasel abzuwarten.

Dies war die Ordnung der vier Banner, deutlich die alte Alarmordnung der Zeit vor 1392 hier für die Organisation des Auszuges aufnehmend. Als charakteristisch und neu erweist sich an ihr vor Allem die Schaffung eines Kriegsrates. Diese geschah im Unmut über die Mißordnung des gemeinen Wesens, über die Schwäche und Ordnungslosigkeit, die sich beim kaum geendeten Kriege gegen Oesterreich gezeigt hatten, und offenbarte den Willen, wie im Rate so nun auch im Felde die Herren die Gewalt der Majorität fühlen zu lassen. Daß man hiebei das ganze herkömmliche System preisgab, an Stelle des Zunftgefüges eine rein topographische Gliederung setzte, läßt sich allerdings nur aus der Absicht einer gänzlichen Neuerung erklären. Aber von Dauer war diese Änderung nicht; schon bei den Rüstungen gegen Diebold von Neuchatel 1425 traten wieder die Zünfte in ihre alten Rechte, und die vier Teile der Ordnung von 1410 galten nur noch für die Unzünftigen. Bald fiel aber auch dies dahin, und in den folgenden Zeiten ist von den vier Teilen keine Rede mehr, sondern nur noch von Hoher Stube, Zünften und Kleinbasler Gesellschaften. Einzig der Kriegsrat blieb, wenn auch in beschränktem Maße, als Errungenschaft des Jahres 1410.

Eine wichtige Ergänzung dieser städtischen Kriegsmacht brachten seit 1400 die von der Stadt erworbenen Gebiete. Wiederholt bediente sich ihrer der Rat, um die Besatzung der Stadt zu verstärken. Namentlich aber war ihre Kraft von Wert im Auszuge; wir sehen, wie jede Erwerbung einer

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/327&oldid=- (Version vom 10.11.2016)