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von Hericourt, erhielten es aber nicht mehr zurück. Das dann neu gebaute Werk brach 1374 die Mauern von Falkenstein. Die dritte Wurfmaschine endlich, von der wir wissen, deren Bild sogar uns überliefert ist, 1424 gezimmert, arbeitete 1445 bei der Belagerung des Steins Rheinfelden.

Aber schon seit den 1360er Jahren kannte Basel das Schießpulver und verwendete es in Geschützen. 1371 ist von mehreren Büchsen die Rede, vom Guß neuer Büchsen, von einem Büchsenmeister. 1387 stehen achtzehn Büchsen auf den Mauertürmen, und 1415 besitzt die Stadt außer dieser Armierung der Türme noch im Werkhaus acht kupferne und neun eiserne Büchsen und zweiundvierzig Büchsen auf Gerüsten usw. usw. Was in solchen Listen für uns lebt, ist weniger das Bild dieser langen dunkeln Reihen von Geschützen, als die Gewißheit, daß die Stadt dadurch endgültig stärker geworden ist als alle ihre Nachbarn. Was vermochte die Kraft des Adels gegen die Donnerbüchsen! Und welcher Herr und Fürst dieser Lande konnte solche Aufwendungen machen? Nur die Stadt konnte es. Ganz deutlich wird das Geschützwesen für sie eine Sache des Stolzes, des Ehrgeizes. Im November 1409 zieht sie mit sieben Büchsen vor Rheinfelden wie zur Parade; vor Hericourt 1425 liegen vier große Basler Büchsen usw. Basel will es den Andern zuvortun. Daher die große Zahl von Büchsenmeistern, die der Rat oft nebeneinander in Dienst hat, und die zum Teil ungewöhnlich freigebige Art, mit der er sie anstellt. Dem entspricht denn auch der Ruhm der Basler Artillerie. Schon 1396 leiht die Stadt ihre Büchsen den Straßburgern, wie sie 1444 den Eidgenossen vor Farnsburg tut. In den Feldzügen der Bünde, denen sie angehört, hat sie die größte Kraft, weil sie zahlreiches und starkes Geschütz mitbringt. Sie prunkt damit; vor Fürstenstein Hohkönigsburg Grandson zeichnen sich ihre Büchsenmeister aus. Nicht nur dem Basler Chronisten fällt auf, daß bei der Sammlung des großen Heerzuges gegen Burgund 1474 die Eidgenossen zwar schöne Mannschaft schicken, Basel aber die mirabilia machinamenta seiner Büchsen; sondern noch fünfzig Jahre später weiß der Sankt Galler Rütiner zu rühmen, daß Basel durch sein Geschütz selbst das kriegsgewaltige Bern übertreffe.

Fast individuell berühmt sind einzelne dieser Geschütze: der Rüde, der Drache, der Widder, die Häre, vor allem die schicksalsreiche Rennerin, Basels drittgrößte Büchse, eckig, zentnerschwere Steine schießend.

Die 1490er Jahre brachten neue Aufgaben und verlangten neue Formen; sie nötigten Basel, auch seinen alten ruhmreichen Geschützpark zu modernisieren. 1491 wurde die Rennerin zerbrochen, wurden neue Schlangen gegossen; von Herrn Herman von Eptingen kaufte der Rat einige Büchsen;

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/321&oldid=- (Version vom 24.10.2016)