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Auf solche Weise mag sich das Eigentum der Genossenschaft, der Kleinbasler Teichkorporation, am Teich erklären. Es bestand und war in einer ausschließlichen Leitung der Teichangelegenheiten wirksam, während die einzelnen Gewerbe, deren Inhaber die Genossenschaft bildeten, im Eigentum verschiedener Dritter sich befanden und das Recht der Benützung des Teiches hatten.

Reich bezeugt ist der Zustand der einzelnen Gewerbe; aus der Menge dieser Nachrichten können wir nur Weniges herausgreifen.

Eines der ältesten Gewerbe war die Mühle zu Allen Winden, außerhalb der Stadtmauer auf dem rechten Teichufer gelegen (heute Riehenstraße 3). Wir finden sie 1304 im Eigentum des Edelknechts Gerhard von Utingen, dann des Claus und des Johann Helbling usw. Auf dem gegenüberliegenden linken Ufer steht schon 1312 eine Schleife, und diese wird 1422 durch Hans von Straßburg in eine Säge umgebaut. Von Hand zu Hand gehen die beiden Werke, nicht mehr Interesse bietend als hundert andre, bis durch eine völlig neue Industrie diese Stelle am Kleinbasler Teich mit einem Male aufleuchtet. Auch hier wirken Kräfte des Konzils. 1440 wird die alte Mühle für Fabrikation von Papier eingerichtet durch den Ratsherrn der Safranzunft Heinrich Halbisen, der dann auch die gegenüberliegende Säge erwirbt. Dies ist der Anfang der Basler Papierindustrie. Wenige Jahre später wird das Gewerbe nach Großbasel vor das Steinentor, dann in das St. Albantal verlegt, und die beiden Lehen zu Allen Winden kommen 1470 durch Verkauf an den Rat; seitdem finden wir hier die Stadtsäge.

Eine Besonderheit des Teichs zu Allen Winden war, daß durch ihn die Wiesenflöße ihren Weg nahmen, soweit sie nicht die Wiese ganz hinab gingen bis zur Ausmündung. Das Durchlassen dieser Flöße geschah durch den Inhaber der Schleife; die Umänderung der Schleife in eine Säge lag daher nahe. Von Allen Winden zum Rheine schwammen die Flöße durch den Stadtgraben außerhalb St. Theodors und der Karthause.

Einen Komplex von Gewerben finden wir am neuen Teich unmittelbar vor dessen Eintritt in die Stadt. Schon früh ist von dem hier gelegenen „Weiher“ die Rede, wohl einer breiteren Strecke des Teichs. Er steht im Korporationseigentum. An ihm siedeln sich auf Grundeigen des Claraklosters eine Reihe von Gewerben an, durchweg Eisenwerke: Schleifen Kupferschmieden Messerschmieden Hämmer. 1414 entscheidet das Gericht, daß diese auf dem Weiher Sitzenden gleich andern Lehen bei Arbeiten am Teich mitzutun verpflichtet seien.


Die Straßen wurden gewiesen durch Bodenbeschaffenheit, das Bedürfnis eines mehr als nur lokalen Verkehrs, planmäßige Absichten des Stadtherrn,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/300&oldid=- (Version vom 24.10.2016)