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zum Teil auch in der innern Stadt eingestallt war, erinnerte vielleicht an alte Feldgenossenschaften. Huren durften ihr Gewerbe nur in den Vorstädten treiben. Bei Ausklagung wegen Geldschulden und in der Exekution geschah Verbannung aus der Stadt in die Vorstadt und umgekehrt. Dabei galt auch nach der Vereinigung der Vorstädte hinter der gemeinsamen Stadtmauer noch immer jede Vorstadt als ein separater Bezirk, so daß es möglich war, den Ausgeklagten oder Bußfälligen aus einer Vorstadt in die andre zu jagen.

Die einzelnen Vorstädte waren in der Tat auch an Wesen und Bestand verschieden:

St. Johann, lang hingezogen zwischen dem Rhein und schwach bebautem Gartenland, großenteils von Fischern bewohnt.

Spalen und Äschen, Einmündungen großer Straßen, beide dicht bebaut, reich an Gewerben und von lärmendem Leben erfüllt. Hier wohnen viele Sattler und Schmiede als die dem Fuhrmann und Reisenden unentbehrlichsten Handwerker, liegen auch alte Herbergen.

Höchst charakteristisch sodann die Steinenvorstadt, aus der Straße zwischen Birsig und Kohlenberghügel und der auf der andern Seite des Birsigs außerhalb des Steinenklosters zum Tor führenden Straße bestehend. Ihr Bild zum Teil merkwürdig hell durch die offene sonnige Lage, die Wasserläufe, die zahlreichen Bleichen, ja selbst das Weiß der Klosterfrauen. Das Ganze eine Anlage auf ursprünglicher Allmend; alljährlich zieht der Rat Zinse von diesen Hofstätten Gärten Bleicheplätzen, auch von dem mit Weiden bewachsenen Gelände zwischen Kloster und Birsig. Die Bewohner sind in der Hauptsache Weber, die sich von ihrem frühem Quartier bei St. Leonhard in diese stille abgelegene Vorstadtgegend herab gezogen haben.

Keine der Vorstädte aber stand so sehr vom Allgemeinen separiert wie St. Alban. Keine auch ist uns so bekannt wie sie. Der alte Bifang von Kloster und Mühlen war allerdings schon im XIII. Jahrhundert mit der Stadt durch eine Mauer verbunden worden; im XIV. Jahrhundert wurde ein Ummauern auch der äußern, über den Mühlen gelegenen Straße und der Bau eines äußern Tores nötig. Nach 1362 sodann kam es zur Verbindung dieses Komplexes mit der Äschenvorstadt durch die neue große Stadtmauer. Aber ehe dies Alles geschah, hatte das Klosterdorf St. Alban schon Jahrhunderte lang wie eine Welt für sich gelebt, und dieser Zustand blieb vielfach auch jetzt noch. Er ruhte auf der entschiedenen Sonderexistenz der Wassergewerbe, die ja auch topographisch ganz abgeschlossen waren, auf der Grundherrschaft des Klosters und auf seiner erst 1383 an die Stadt übergehenden Gerichtsbarkeit. Zwar die Freiheit von der städtischen Heerpflicht

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/278&oldid=- (Version vom 24.10.2016)