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So gingen mehrere Aktionen neben einander her: in Rom, am kaiserlichen Hofe, und hier vor den Eidgenossen, die sich vom Bischof getrieben der Sache angenommen hatten. Am 18. Juni 1483 zu Baden setzten sie den Parteien Tag auf den 24. August, ihnen auferlegend, in der Zwischenzeit Nichts gegeneinander vorzunehmen.

Dennoch erlaubte sich Bischof Caspar sofort eine dreiste Provokation, indem er bei der Ratserneuerung am 22. Juni als Oberstzunftmeister den Adam Walch ernannte.

Auch dieser war ein Herbergswirt, gleich manchen Andern, die damals eine Rolle spielten. Wie dieser Beruf Verbindungen der mannigfaltigsten Art gab, so scheint er auch dem Walch zu ungewöhnlichen Gönnern verholfen zu haben, die ihn stützten. Im Übrigen trug ihn seine eigene Energie und Arroganz. Er kam aus Ranspach nach Basel, wo er sein Leben lang Hintersaß blieb. Seit Mitte der 1470er Jahre Wirt zur Krone geriet er in Schulden und wurde wegen Unordnung gerügt; als die Verschwörung der Bischoff 1482 ruchbar, bald darauf die Münchensteiner Machenschaften des Konrad Münch entdeckt wurden, erfand sich Walch überall als beteiligt. Er kam ins Gefängnis des Rates und wurde nur auf Urfehde wieder freigelassen.

So der Walch, den der Bischof begünstigte. Er nannte sich einen Edelmann und war doch noch immer der Sundgauer Bauer, als der er nach Basel gekommen war; nicht einmal durch Reichtum gehoben und der stolzen Ratsgesellschaft gegenüber legitimiert; dazu ein anrüchiger Parteigänger und Verschwörer; durch kein Bürgerrecht verpflichtet. Daß Bischof Caspar es wagte, mitten ins Regiment der Stadt Basel hinein, an die zweitoberste Stelle des Staates einen Solchen zu setzen, mußte als böse Beschimpfung empfunden werden.

Der Vorgang am Wahltage selbst, auf dem Münster Platz, ist uns anschaulich geschildert: wie die Ernennung Walchs verkündet wird, die anwesenden Ratsherren, von dem Vorfalle verblüfft, vielleicht auch seine Bedeutung momentan gar nicht fassend, den Gewählten im Kreuzgange, wo er bei einigen Prälaten wartet, abholen, ihm den Kranz aufsetzen, ihn mit schwören lassen, dann Arm in Arm und unter Pfeifengetön ihn zur Mahlzeit in die Stube zum Brunnen führen. Erst hier kam man zur Besinnung. Zeigler Iselin Grieb Meltinger u. A. begannen über diesen Oberstzunftmeister zu murren; die „Gewaltigen“ steckten die Köpfe zusammen, und nun verständigten sie sich rasch. Sie ließen den Zünften sagen, daß Nachmittags beim Umgang dem Walch keine Ehre erwiesen werden dürfe.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)