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Basel hatte Feinde ringsum, die jede Gelegenheit zum Wehetun und Schädigen ergriffen. Im nahen Sundgau sammelte sich überdies und wuchs von Tag zu Tag ein Haufe Kriegsvolk, der angeblich gegen Venedig geführt werden sollte; aber Basel erhielt auch Warnungen, daß diese Sammlung ihm gelte.


Wenn Basel jetzt einen Schritt zu den Eidgenossen hinüber tat, so wußte es, daß es ihn nicht mehr zurück tun konnte. Es wußte auch, daß bei den Verhandlungen über ein Bündnis nicht nur Orte mitzuwirken hatten wie Bern, sondern auch Länder, sowie das in seiner Art und Gesinnung wohlbekannte Solothurn. Es wußte auch, daß bei solchem Handel jedes zu frühe Wort die Stellung des Wünschenden verdirbt. Im März, im April, im Juli 1499 waren die Eidgenossen die Wünschenden gewesen und Basel hatte ihnen Nichts gewährt. Damals hätte man erlangen können, was jetzt, da Basel nicht mehr bei sich empfing sondern über den Jura zu fragen und zu suchen gehen mußte, unerreichbar war. Und auch wenn man das Erwünschteste gewann, seine Beigabe war unvermeidlich das Opfer der Freiheit; die spröde Stadt mußte sich unter den Willen Anderer geben.

Aber der jetzige Zustand war nicht mehr zu ertragen und hoffnungslos. Der Rat hatte wiederholt bei der königlichen Regierung Klage geführt und Beseitigung all der Ungebühr verlangt mit deutlicher Drohung, daß sonst Basel das Reich verlassen würde. Diese Vorstellungen hatten nichts bewirkt; ohne Hemmung und Strafe gingen die Gewalttaten weiter.

Basel hätte sich freilich sagen können, daß sie nur die Antwort waren auf seine Neutralität von 1499. Indem es sich für diese entschied, versäumte es Pflichten, die unzweifelhaft bestanden; es behütete zwar sich vor den Kriegsgreueln und einem ganz unberechenbaren Schicksal, aber es stellte sich ins Unrecht. Wenn Österreich die Basler Neutralität als eine Begünstigung der Eidgenossen ansah, so war diese Auffassung begreiflich und die ihr entsprechende Befeindung Basels keinesfalls so unerhört und himmelschreiend, wie der Rat darzustellen liebte. Die Neutralität war der erste Schritt im Begehen eines neuen Weges, die Verbindung mit der Schweiz der notwendig ihm folgende zweite.

Basel entfernte sich damit aus einem Zustande, der Jahrhunderte hindurch seine Existenz bedingt hatte. Es löste die Verbindung mit dem Lande, in das die Wasser seines Gebietes sich ergossen, dessen Äcker gleiche Scholle hatten mit den seinigen, dessen Weinberge und Kornfelder ihm dienstbar waren. Durchweg handelte es sich hiebei nur um Dinge des Tages und des äußern

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/200&oldid=- (Version vom 24.10.2016)