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Anderes folgte: ein Aufgebot des Kaisers zur Hilfe gegen Ungarn. Nach dem Tode des Corvinus war die ungarische Krone an Wladislaw von Böhmen gelangt, und es handelte sich nun nicht nur darum, Ungarn für Habsburg wiederzugewinnen, sondern auch darum, im Interesse des Reiches die Bildung eines großen slawischmagyarischen Nachbarstaates zu verhindern. Daher Ende 1490 der Ruf zu einem gemeinen Heerzug und an Basel das Gebot, seine Truppen nach Wien zu senden. Im März 1491 trat in Nürnberg der Reichstag zusammen, und in der von den Fürsten bewilligten Hilfe war auch Basel veranschlagt, zur Stellung von fünfzehn Berittenen und fünfundvierzig Fußknechten. Basel war anfangs entschlossen, diese Truppen zu senden; in der Folge leistete es die Hilfe nicht mit der Mannschaft, sondern durch Zahlung von neunzehnhundertfünfzig Gulden.

Wichtiger war der Krieg gegen Frankreich. Was hier geschah, ergriff die Nation. Seit dem Untergange Karls von Burgund hatte der Kampf eigentlich nie geruht; in den Niederlanden fochten Maximilian und seine Reichsheere mit den Franzosen. 1490 hatte sich Maximilian mit der Herzogin Anna, Erbin der Bretagne, vermählt und damit Frankreich auch zum Kampf um dieses Herzogtum herausgefordert. König Karl VIII. nahm den Kampf mit allen Mitteln auf, und nun galten die Hilfsbegehren des Kaisers, die Mahnungen an die Stände neben dem Kampf wider Ungarn auch dem Krieg gegen Frankreich, der Befreiung der in Rennes durch Karl belagerten jungen Fürstin.

Den meisten Reichsstädten war das Eine wie das Andre etwas Fernes. Für Basel dagegen wurde diese Reichsangelegenheit zur eigenen Sache, verdichtete und ballte sich der allgemeine Streit sofort zu einer ganz nahen und unmittelbar treffenden Gefahr. Überaus eindrücklich ist, wie seine Akten Aufregungen und Ängste bezeugen, die an die Armagnaken- und Burgunderjahre erinnern. Mit ihnen verband sich die Not einer schweren Teurung. Alle Türme des weiten Mauerringes ließ im Juni 1491 der Rat mit Geschütz versehen, die Grendel und Bollwerke draußen in Stand stellen, durch die Zünfte die Kriegsbereitschaft der Bürger anordnen. Eilige Korrespondenzen gingen das Elsaß auf und ab, von der Grenze kam Alarm nach Alarm, und nun liefen auch dringender die Aufgebote ein. Der Kaiser verlangte Basels Truppen nach Metz, der Landvogt Caspar von Mörsberg in das Lager bei Belfort. Immer näher kam die Gefahr, Luders wurde von den Franzosen eingeschlossen. Aber während Mörsberg zum Aufbruch mahnte und trieb, bat er zugleich den Rat im Vertrauen, für einen zwischen den Landschaften Burgund und Pfirt abzuschließenden Waffenstillstand zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/157&oldid=- (Version vom 28.8.2016)