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trug schwer an der Ungewißheit, der Untreue. Von allen Seiten flogen die verschiedensten Gerüchte heran, kamen Erzählungen und neueste Mären, die in Spannung hielten. Der lothringische Gesandte Herr Geoffroy von Bassompierre bemühte sich beim Rate für die Sache seines Herrn; Freischaren sammelten sich hier, machten Einfälle ins Burgundische. Und schon jetzt hatte Basel einige seiner Büchsenmeister bei den Besatzungen in Wälsch-Neuenburg und Murten.

Bern stellte sich mit großartiger Energie an die Spitze der Aktion gegen Herzog Karl, der sein Heer bei Lausanne gesammelt hatte und sich nun zu regen begann. Jetzt endlich erhielt es die Hilfszusage der eidgenössischen Orte, und zur gleichen Zeit erging sein Ruf an die Niedere Vereinigung. Eine Korrespondenz ohnegleichen sind die Briefe, die es in diesen Wochen an Basel schrieb, unaufhörlich, oft täglich, mit Berichten Meldungen Mahnungen. Basel hielt sich bereit, stellte seine Truppen auf Piket. Am 31. Mai ritt ein merkwürdiger Gast hier ein: Herzog Renat von Lothringen, aus seinem Reiche vertrieben, mit einem kleinen Gefolge auf magern Pferden. Der Rat beschenkte ihn und beriet sich mit ihm; am nächsten Tage reiste er weiter nach Bern.

Und nun war stündlich der Ausbruch des Krieges zu erwarten. Wieso ganz anders die Gesinnung jetzt, als da man vor Grandson stand. In Zuversicht, mit ruhigem Vertrauen hielt man sich bereit.

Am 11. Juni, um zehn Uhr vormittags, kam der Eilbote Berns mit dem letzten Hilferufe nach Basel; noch in derselben Stunde fuhr er weiter, auf einem vorsorglich bereit gehaltenen Nachen, den Rhein hinab nach Straßburg, um auch dort seine Mahnung anzubringen. Eine mächtige Bewegung brach los.

Samstags den 15. Juni rückten die Basler aus, fünfzehnhundert Fußknechte und hundert Reiter, mit zahlreichem Train. Den Oberbefehl führte wieder Peter Rot; das Hauptbanner war dem Jakob von Sennheim, das Fähnlein der Reisigen dem Thomas Sürlin anvertraut. Der Marsch ging über den Obern Hauenstein nach Bern. Hier strömten jetzt von allen Seiten die Kontingente zusammen, und in denselben Tagen hatte auch Basel die größte kriegerische Unruhe durchzumachen. Tag und Nacht mußten die Stadttore offen stehen für die städtischen österreichischen lothringischen Zuzüge, die zum Teil in eiligen Gewaltritten zum Heere der Eidgenossen stürmten.

Am Morgen des Zehntausendrittertages, des 22. Juni, eines Samstags, waren die Streitkräfte der Verbündeten im Lager bei Ulmitz, zwischen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/116&oldid=- (Version vom 8.8.2016)