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Aus solchen Verhältnissen mußte sich ohne weiteres eine Präponderanz Basels in der Niedern Vereinigung ergeben. Eine Stellung, die der Stadt vorab Arbeit Pflichten und Sorgen in Menge brachte. Aber nur durch diese erwirkte sich die Stadt ihren großen Anteil an weltgeschichtlichen Ereignissen und einen dauernden historischen Ruhm.

Zur Beurteilung dieser Stellung Basels gehört, daß wir uns das Wesen der Niedern Vereinigung selbst klar machen. Durch eine große gemeinsame Gefahr ins Leben gerufen war sie doch im Grunde nichts anderes, als eine Häufung von schlecht ausgeglichenen Gegensätzen, von gewaltsam niedergehaltenen Antipathien. Wie locker sie komponiert war und wie schwer oft der Basler Rat an diesen Zuständen trug, — an dem Verhältnis zum Bischof, welcher der nächste Verbündete war, daneben aber sich als Herrn der Stadt gab und mit ihr stritt und doch wieder für sein stets gefährdetes Gebiet um Hilfe bitten mußte; an dem Verhältnis zur Herrschaft Österreich und zumal zu ihrem Landvogt Oswald von Tierstein, dem hochfahrenden, aber an politischem und militärischem Verstand den Städtern in der Tat überlegenen Herrn, dem alten Feinde Basels; an dem Verhältnis zu Straßburg, — das zeigen deutlich viele Äußerungen des Chronisten und zeigen überdies die Akten. Näherer Beachtung wert ist namentlich das Verhältnis Basels zu Straßburg. Die Verschiedenheit der Interessen dieser beiden Städte tritt deutlich zu Tage; in den Beziehungen der Liga zu Lothringen ist durchaus Straßburg die treibende Kraft, Basel dagegen die Führerin bei sundgauischen und schweizerischen Unternehmungen. Es ist eine Verschiedenheit der Interessen, die sich gelegentlich als entschiedener Gegensatz ausspricht und als solcher beiderseits empfunden wird. Die Abneigung, die man in Basel wider das einst engverbündete, nun fremd gewordene Straßburg nährt, lebt in allerhand Bemerkungen Knebels, z. B., seinen Spöttereien über die schlechte Kriegstüchtigkeit der Straßburger Miliz. Und daß solcher Spott nicht grundlos war, zeigt uns eine hübsche Äußerung der Eidgenossen. Diese sprachen im November 1476 den Wunsch aus, die Städte Straßburg Colmar und Schlettstadt möchten statt ihres Zuzuges lieber Geld schicken, da ihre Fußknechte „ze der were nit verfanklich“, zum Kriege nicht tauglich seien; „aber die statt Basel haby guot lüt“.


Die Absorbierung Herzog Karls durch das Neußer Geschäft hatte im Juni 1475 ein Ende genommen. Auch drangen Gerüchte von einem Frieden, den er mit Kaiser Friedrich geschlossen haben sollte, nach Basel.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/108&oldid=- (Version vom 8.8.2016)