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Hause ziehen. Aber auch Elsässer und Schweizer können sich nicht vertragen, und die Zuchtlosigkeit der Söldner aus der Eidgenossenschaft, namentlich der von Basel geworbenen, ruft unaufhörlichen Beschwerden. Das Schlimmste ist der Zwist unter den Hauptleuten selbst. Graf Oswald will das Heer nach Lothringen führen, dem Herzog Renat zu Hilfe; die übrigen Führer wollen die burgundischen Schlösser brechen, vor allen das Raubhaus Blamont, dessen Vernichtung die Basler dringend begehren; in heftigem Streite geht man auseinander, und Graf Oswald zieht mit dem größern Teil seines reisigen Zugs davon. Aber da er nun doch nicht nach Lothringen sich wendet, vielmehr ins Elsaß zurückkehrt, wird Allen klar, daß er nicht die Hand bieten will zur Vernichtung von Burgen seiner Standesgenossen. In denselben Tagen geht auch der große Niklaus von Diesbach dem Unternehmen verloren; er unterliegt zu Pruntrut der Epidemie.

Am 30. Juli legte sich das Heer vor Blamont, die schönste und festeste Burg der Freigrafschaft. Die Beschießung begann. Ohne Erfolg. Auch ein harter, vier Stunden lang währender Sturm, bei dem die Basler unter dem Befehl des Herman von Eptingen standen, hatte keine Wirkung. Die Verluste waren beträchtlich, das Heer wurde mutlos, an solchen Widerstand war man nicht gewöhnt. Dazu die Hitze, die ringsum wütende Seuche, Unfriede und Zank im Heere selbst und von draußen die Nachricht, daß der Bastard von Burgund ein Heer bei Besançon zusammenziehe, der Herr von Neuchatel bei Clerval die Rückzugslinie bedrohe. Bei solcher Lage der Dinge schrieben die Hauptleute nach Hause, begehrten Verstärkung.

Der Basler Rat säumte nicht. In diesen schweren Tagen, da zur Last und Sorge dieses Feldzuges alle die Befürchtungen traten, die sich an die nun sichere Kunde vom Frieden des Kaisers mit Herzog Karl knüpften, blieb er mutig. Sofort ließ er das Aufgebot zu Stadt und Land ergehen, und am 8. August gegen Abend zog die Mannschaft ab; es waren zwölfhundert Mann mit dem Banner, unter der Führung des Altbürgermeisters Peter Rot; als Hauptbüchse führten sie den „Rüden“ mit. Am 10. August rückten sie im Lager vor Blamont ein, gleichen Tags, da dritthalbtausend Berner über Pruntrut heranzogen.

Aber in zwischen war Blamont schon gefallen. Am 9. August hatte die Besatzung kapituliert.

Die prächtige Feste ward „zerrissen und verbrannt“. Es folgte noch — nach dem Abmarsch der Straßburger in der Hauptsache eine Leistung Berns und Basels — die Erstürmung von Grammont und die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/106&oldid=- (Version vom 8.8.2016)