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Forst diente auch zum Versteck von Gesindel; Mordtaten wurden hier begangen, so daß die Mönche gezwungen waren, den Wald zu beseitigen. Es geschah dies um das Jahr 1300.

Im übrigen war der Bann der Stadt als Kulturland benützt. Auen (uffen Owe, Sturgow), Gebreite, Aecker, Sandgruben sind Bezeichnungen aus diesem Gebiete; namentlich aber begegnen uns Rebgärten in Menge. Der Weinbau um die Stadt war schon damals ein ausgedehnter; die Bestimmungen des Bischofsrechtes über den Fuhrwein veranschaulichen die starke Produktion von Eigengewächs durch Domherren, Ritter und Bürger.

Allmälich aber begann auch dieses Land städtisch zu werden. Den ersten Anstoß hiezu gaben klösterliche Niederlassungen.

Vor allem natürlich St. Alban. Das Kloster selbst, seine Land- und Waldwirtschaft, die Mühlen, die Fischer, alles führte zur Bildung eines Komplexes von Wohnungen. Es war ein aus der wilden Fläche ausgeschiedener Bezirk, der mit der Zeit wuchs und zur geschlossenen Vorstadt wurde. Das Tor, das gegen Basel in der Mauer dieses Bezirkes stand, trug den Namen Fridentor, wohl in Bezug auf den Frieden, die Freiheit des Klosterbodens.

Gleich St. Alban eine Enklave im freien Feld, auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt, war die Ansiedelung der Johanniter. Im Jahre 1206 treffen wir sie zuerst; sie war kleiner und in jedem Betracht unbedeutender als St. Alban. Aber auch bei ihr finden wir eine ringsum schließende Mauer und ein der Stadt zugekehrtes Tor.

Eine eigentliche Vorstadt, mit unmittelbarem Anschluß an die Stadt bildete sich zuerst gegen Westen, an der verkehrsreichen Straße, die durch das Tor Spalen ins Elsaß führte. An diesem Punkte ist die stärkste Extension Basels bemerkbar. Nicht umsonst wählten die Barfüßer dort die Stätte ihrer Ansiedelung; schon bei der Grenzscheidung von 1230 ist von Häusern die Rede, die vor dem Tor an der Straße stehen; kein Vorstadtgebiet begegnet so häufig wie dieses in den Urkunden des dreizehnten Jahrhunderts mit Käufen und Leihen. Der Gang der Besiedelung war sichtlich ein reger, und die von den St. Albaner Mönchen als eine Tat launischer Willkür beklagte Verlegung des Galgens vom Lisbühl nach ihrem äußern Territorium erklärt sich eher daraus, daß die Gebiete vor Spalen immer mehr für Wohnungen in Anspruch genommen wurden. Hier zuerst wird uns denn auch die Nachricht von Einbeziehung der Vorstadt in den städtischen Mauerring; die Vorstadt heißt burgum; seit dem Jahre 1290 sind die sie umschließende Mauer und in dieser mehrere Tore nachzuweisen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)