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zu machen, wo sie solche beträfen, so war dies nur eine Tat der Notwehr.


Aber Basel durfte anerkennen, daß es nicht umsonst gekämpft und all diese Not auf sich geladen hatte. Im Großen und Ganzen war der Sieg ihm zugefallen, seinen Hauptbeschwerden Rechnung getragen, sein Verhältnis zu Oesterreich dauernd und auf befriedigende Weise festgestellt. Auch hatten das städtische Wesen und die Zustände des Regiments durch die Beseitigung des Adels einen wichtigen Schritt der Entwickelung getan.

Daneben ist noch an Anderes zu erinnern. Das Aufhören des Konzils bewirkte jedenfalls einen starken Rückschlag. Daß die Folgen nicht größer waren, daß die nach den außerordentlichen Zuständen eintretende Leere, die Nichtverwendbarkeit so vieler Einrichtungen und eine allgemeine, aber nicht mehr angemessene Gewöhnung zusammen nicht eine Katastrophe bildeten, davor wurde Basel bewahrt durch die St. Jakoberschlacht und den großen Krieg. Gerade als eine Erschlaffung eintreten konnte, machten sich die neuen Forderungen geltend, verlangten höchste Anspannung aller Kräfte, stellten dem Gemeinwesen und dem Einzelnen die ersten Lebensinteressen in den Vordergrund.

Es waren Zeiten, die auch im übrigen lebenerweckend wirkten. Eine reiche Fülle geschichtlicher Aufzeichnungen ist in diesen Jahren zu Basel entstanden. Es sind die großen Erlebnisse, die den Kaplan Appenwiler, den Bäckermeister Brüglinger, den Doktor Beinheim zu Chronisten werden ließen. Jeden auf seine Weise. Nach dem Konstanzer Frieden, im Sommer 1446, machten sich Brüglinger wie Appenwiler an die Niederschrift ihrer Erinnerungen, im Gefühle der Erlösung von langer schwerer Not; im Herbst 1448, durch die Rheinfelder Tat aufgeregt, griff Appenwiler nochmals zur Feder. Die Schriften Beider sind ohne allgemeine Anschauung, auch beinahe ohne Raisonnement, nichts als Referate; dort des klugen tüchtigen Bürgers, der überall mit dabei war, hier des mehr abseitsstehenden Geistlichen, der aber doch ganz und gar städtisch gesinnt ist. Ihnen Beiden weit überlegen ist Heinrich von Beinheim, als der Selbständigere, weiter Schauende. Seine Chronik zeigt durchweg eine Freiheit des Urteils, die er seiner Bildung verdankte und dem Umstande, daß er nicht Eingeborner war.

Hier ist auch wieder Henman Offenburg zu erwähnen. Sein Wesen war noch das frühere; von der Höhe des Alters konnte er jetzt auf ein reiches Leben zurückblicken und sah um sich her dessen Früchte gebreitet. Da traf ihn 1445 der Schlag der Stillstellung im Rate. Es war

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/622&oldid=- (Version vom 1.8.2018)