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Nun war das Schloß wieder den Baslern und Schweizern allein überlassen, und die Belagerten, zumal die Edeln unter ihnen, konnten das Schlimmste fürchten. Zu wiederholten Malen hatten sie Scharen von Eidgenossen im baslerischen Lager einmarschieren sehen; am 14. September wurden sie mit Schrecken gewahr, daß die Feinde auch auf dem rechten Ufer in Menge aufgerückt waren. Nun waren sie rings umgeben, mußten auf einen Sturm gefaßt sein, und welches Los sie erwartete, zeigte ihnen funkelnd das bloße Schwert, das neben dem Hauptbanner der Belagerer hoch aufgerichtet war. Ihr Mut sank; sie boten die Kapitulation an und baten um ihr Leben. Nach langen Verhandlungen, bei denen die Mannschaften, und am schonungslosesten die Berner, von Zusicherung des Lebens nichts wissen wollten, die Basler Führer aber Blutvergießen zu verhindern strebten, kam — auf die lügnerische Versicherung der Eingeschlossenen hin, daß kein Edelmann unter ihnen sei — eine Kapitulation zu Stande, bei der gegen Schonung des Lebens und freien Abzug die Burg geöffnet wurde. Die Hauptleute fuhren hinüber, um die Besiegten in Schiffe steigen und auf dem Rhein hinweg fahren zu lassen. Zu Zweien gepaart schritten diese an ihnen vorbei; es waren fünfundachtzig Männer, dazu der Schloßkaplan und vier Frauen. Unter ihnen, unkenntlich gemacht, befanden sich in der Tat die edeln Herren, die weder Wortbruch noch Schmutz und Knechtsgewand scheuten, um sich zu retten. In der Burg aber fanden die Sieger „großen Hort und großes Gut“, in einem Troge die Briefschaften des Wilhelm von Grünenberg, unter dem Geröll der Mauerbresche auch die „Rennerin“, Basels große Büchse, die im August 1444 vor Farnsburg war verloren worden.

Am 17. September zog das Belagerungsheer davon, Basel zu. Zunächst blieb eine Besatzung auf der Burg, unter Mathis Eberlers Befehlen; im Februar 1446 wurde mit der Schleifung begonnen. Nur der äußere Brückenturm am rechten Ufer blieb stehen und erhielt eine Wache von drei Söldnern der Städte Basel, Bern und Solothurn.

Basler und Eidgenossen konnten nach Hause ziehen im Bewußtsein eines großen Erfolges. Das Bündnis mit Rheinfelden hatte seine kräftigste Gewähr erhalten durch die Bezwingung des Schlosses, von dessen Zinnen jetzt die Feldzeichen der drei Städte hinüber ins Oesterreichische grüßten. Von Siegesgefühl erfüllt einigte man sich zu einem sofortigen zweiten Zuge gegen eine andere Festung Oesterreichs am Rheine, Säckingen. Am 19. September geschah der Auszug von Basel über Grenzach; das Heer zählte gegen zehntausend Mann, Basler und Eidgenossen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 583. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/602&oldid=- (Version vom 1.8.2018)