Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/597

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unberührt; ebenso wurden sie, als die Zeit der Ratserneuerung gekommen war, altem Brauche nach zur Funktion der Kieser aufgeboten; im Kriege selbst entzogen sie sich weder der Thorhut noch dem Mitreiten bei den Auszügen. Des Ratseides waren sie erlassen, aber den Bürgereid hatten sie zu schwören, und wenige Tage nach ihrem Austritt aus dem Rat sehen wir sie Alle, neben den Zünften, den Eid leisten, der in Kriegszeiten Hauptleuten und Bannerherren geschworen werden mußte.

Es ist der Erwähnung wert, daß außer ihnen auch mehrere Edle diesen Eid leisteten: Hans Reich von Reichenstein, Peter und Hans von Ramstein, Bernhard von Eptingen, Werlin Truchseß, Burchard von Brunnenkilch, Claus von Baden, Rudolf von Hallwil, Hans von Flachsland. Der Letztere war am 20. September 1444 Bürger der Stadt geworden.

Nachdem die Stubenherren ihre Lehen an Oesterreich aufgegeben hatten, wäre Anlaß gewesen, sie wieder in den Rat eintreten zu lassen. Die Voraussetzung des Beschlusses vom 9. April bestand nicht mehr. In der Tat wurde im August hievon gesprochen. Aber die Extremen von den Zünften Schlüssel, Safran und Gärtnern widersetzten sich, und infolge dessen geschah nichts. Später folgten weitere Verhandlungen im Sinne bestimmter Verpflichtungen, welche die Ausgeschlossenen übernehmen sollten, um wieder zum Rate kommen zu können. Aber der wirksame Anstoß kam von außen. Der Rat selbst empfand, daß er erfahrener Leute bedürfe; seine Tüchtigsten waren vielfach auf Kommandos im Kriege abwesend. Die Unbotmäßigkeit der in der Stadt lagernden eidgenössischen Zuzüger, vor allem aber ein Mißgeschick im Felde gaben den Ausschlag. Am 4. November 1445 traten die Herren wieder in den Rat ein.


Wir greifen in die Zeit zurück, die dem Ausschlusse voranging.

An den zu Rheinfelden stattfindenden Verhandlungen über einen Frieden Oesterreichs mit den Eidgenossen, im März 1445, beteiligte sich auch Basel. Die Konferenz blieb freilich ohne Erfolg, aber Bischof Friedrich wußte den Herzog dazu zu bewegen, daß er ihn dann mit Basel allein unterhandeln ließ. Er brachte seine Vorschläge an den Großen Rat. Wie dann hier das Friedensgeschäft beseitigt und der Beschluß über Aussperrung der Lehnsträger aus dem Rate gefaßt wurde, ist soeben gezeigt worden; dieser Beschluß bewies deutlich, daß Basel Oesterreichs Feind sein wollte.

Der Krieg brach in der Tat los. Nicht gegen die Herrschaft als solche, sondern gegen einzelne der Stadt besonders verhaßte Edle. Zunächst gegen den Grafen Hans von Tierstein, das Haupt des Adels, den Begünstiger

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/597&oldid=- (Version vom 1.8.2018)