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Wie solche Aufreizungen im Einzelnen weiterfraßen und wirkten, erfahren wir aufs anschaulichste von einem der Betroffenen selbst, von Offenburg.

Das Zweite war, daß Ratsherren und Meister der Zünfte separate Sitzungen abzuhalten begannen. Auf Beschwerde der Stubenherren kam dies in einer Ratsversammlung zur Sprache, am 18. Januar 1445. Hier suchte der Oberstzunftmeister die Herren zu begütigen mit dem Hinweise, daß diese Zusammenkünfte nur der Unruhe in der Bürgerschaft wegen abgehalten worden seien; man habe sich beraten, wie den wilden Reden zu begegnen sei. Was er weiter vorbrachte, über Anwesenheit von Zunftratsherren bei Oeffnung der an den Rat gerichteten Briefe, über Austritt der Herren usw., fand bei diesen keinen Widerspruch. Aber als nun der Meister zum Schlüssel, Klaus Schmidlin, im Namen aller Zünfte forderte, der Oberstzunftmeister möge und dürfe jederzeit versammeln, wer ihn gut dünke, und mit diesen der Stadt Geschäfte beraten, wahrten die Herren mit Entschiedenheit ihre Rechte. Sie gaben den Zünften zu bedenken, daß die von der Hohen Stube auch ein Glied der Stadt seien und nicht das mindeste, daß sie mit den Uebrigen Lieb und Leid gelitten und leiden wollten, daß Herren und Zünfte zusammen den Rat ausmachen. Die Versammlung gab keinen Bescheid hierauf.

Aber in den Zünften griff die Unruhe weiter, und in dieses erregte Treiben hinein trafen nun die Vorschläge des Bischofs für Friedensunterhandlungen mit Oesterreich. Der Rat lehnte es bei solchen Umständen ab, von sich aus schlüssig zu werden, und berief die Sechser der Zünfte. Am 7. April trat der Große Rat zusammen. Als nun hier vom Frieden geredet werden sollte, erhob sich Einer der Zünftler und verlangte Beseitigung dieses Traktandums; es gebe vorerst eine andere Sache zu behandeln. Er schloß mit dem Antrag, daß die Mitglieder des Rates, die von Oesterreich oder sonst irgend einem Herrn Lehen trügen, austreten sollten wenn im Rate von der Herrschaft Sachen geredet würde. Der Große Rat nahm dies an. Aber auf Begehren der Herren wurde er schon zwei Tage später, am 9. April, wieder versammelt. Jetzt, nach langer Sitzung, faßte er den vom frühern etwas abweichenden, weitergehenden Beschluß, daß Diejenigen, welche durch die Herrschaft oder deren Vasallen und Anhänger belehnt seien, nicht mehr im Rate sitzen sollten, es wäre denn, daß sie die Lehen aufgäben. Die Herren verweigerten diese Aufgabe, sagten sie aber zu für den Fall offenen Krieges mit Oesterreich. Damit schieden sie aus dem Rate. Es waren die folgenden Herren: Arnold und Bernhard von Rotberg, Arnold von Bärenfels, Henman Offenburg von Rittern;

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 576. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/595&oldid=- (Version vom 1.8.2018)