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jetzt kein Gehör mehr. Der stürmische Wille der Zünfte brach jeden Widerstand; der Auszug wurde beschlossen. Ritter Hans Rot der Bürgermeister übernahm die Führung, Hauptmann der Reisigen war der Ratsherr Hans von Laufen, die Söldner ritten unter dem Kommando des Konrad Dürr. Das ganze Heer zählte über dreitausend Mann.

Man zog die Stadt hinauf, durch die Vorstadt und das Aeschentor, gerades Wegs gen St. Jakob. Als die Spitze des Fußvolkes bei der Katharinenkapelle, wo die Straßen nach St. Jakob und Münchenstein sich schieden, angelangt war, kam Meldung von den Reisigen. Diese waren voraus getrabt, bis zum Kreuzstein auf der Höhe gegen Gundeldingen, neben der Münchensteinerstraße, und hatten von hier aus die breiten Schlachthaufen des Feindes wahrgenommen, die, an der Schlacht noch unbeteiligt, finster und regungslos bei Gundeldingen hielten. Daß hier der Feind stand, hatte man gewußt; nur seine Menge wurde erst jetzt sichtbar. Aber eben kam auch von der Stadt her schlimme Botschaft: auf dem Allschwilerfelde zeigte sich, wie die Späher von den Türmen meldeten, ein neues, noch viel größeres Heer des Feindes, dessen man bis dahin nicht gewahr worden war. Es war die Reserve des Dauphins, die auf die Signale vom Auszuge der Basler nun heranrückte, um über die wehrlos gewordene Stadt herzufallen oder sich zunächst zwischen diese und die Ausgezogenen zu schieben. Noch schwankten die Führer bei der Kapelle. Die Entscheidung war ungeheuer schwer. Vorwärts zur Höhe hinauf, zu den so nahen Eidgenossen, in die Schlacht drängte das Volk. Da wies Einer überrascht nach links hin, über den Rhein. Drüben auf der Straße, die von Säckingen her führt, sah man eine Kriegsschar eilenden Marsches sich Kleinbasel nähern, deren rotes Banner in der Sonne grell herüber leuchtete. Es waren Oesterreicher; und dieser Anblick entschied.

Von allen Seiten sah man den Feind heranziehen, sein Plan einer kombinierten Bewegung gegen Basel lag offen vor Augen. Wenn das Heer nicht sofort heimkehrte, so war die Stadt verloren. „Wir haben jetzt Warnung genug“, sagten die Führer. „Wir gehen zurück.“ Schweren Herzens ward der Befehl erteilt, unwillig befolgt. Wie mochte den Eidgenossen zu Mute sein, die dort in der Not des Kampfes standen, ungeduldig nach Basel ausgeschaut, die Vordersten der heranziehenden Helfer schon erblickt hatten und sie nun wieder weichen sahen. „Also musten wir unser guten fründ gotes genoden lossen warten und erslagen werden, das wir doch leider nicht wenden konnten“ klagt Brüglinger, der selbst mit den Reisigen geritten war und das Schlachtgewühl gesehen hatte. Mit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/578&oldid=- (Version vom 1.8.2018)