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So schrieb der Rat am 22. August, einem Samstag. Von einer Antwort des Dauphins erfahren wir nichts.

Aber am Sonntag sahen die Basler von ihren Mauern Schar um Schar des fremden Volkes vor der Stadt vorbeitraben. Es waren die Leute Dammartins und die Spanier. „Sie sind haufenweise vor unsere Stadt gekommen, haben vor uns gehalten und sich lassen schauen.“ Man sah auch einen kleinen Reitertrupp sich von der Menge absondern, in der Gegend des Spalentors, und näher an die Stadt herankommen; man schoß mit Büchsen auf ihn und traf Etliche. Erst später erfuhr man, daß der Dauphin selbst in diesem Häuflein gewesen sei.

Immer neue Massen tauchten aus der Ebene des Elsaß auf und zogen an der Stadt vorüber, der Birs zu. Die Vorhut lagerte sich um Muttenz und Pratteln, die Hauptmacht füllte das Leimental und das Birstal bis hinauf nach Aesch.

Die Stadt aber blieb ruhig und verschlossen. Der Rat erinnerte sich der Warnungen, die ihm vor Wochen schon von Straßburger Freunden zugekommen waren: er solle sein Volk in Meisterschaft halten, Niemand hinauslaufen lassen, die Ringmauer wohl bewachen, sich in kein Gespräch mit dem Dauphin einlassen. Dem Dauphin war es vor allem um Basel zu tun. Sein Belagerungsgeschütz war freilich noch nicht zur Stelle; aber er hoffte auf eine Unvorsichtigkeit Basels, auf die Möglichkeit eines Handstreichs, und lag ruhig auf der Lauer.

Welche Gefühle während dieser bangen, stillen, schwülheißen Tage in Basel walteten, zeigt ein Brief, den der Rat jetzt noch an Straßburg konnte abgehen lassen: „Wir versehen uns, daß das fremde Volk seinen Weg gen Farnsburg und Zürich nehmen und die Eidgenossen, die dort zu Felde liegen, angreifen will. Was daraus werden mag, stehet zu Gott dem Allmächtigen. Dieses Volk hat aber danach, so sie von dort scheiden werden, ganze Meinung, sich mit seiner Macht vor uns zu lagern und uns unterzubringen. Also, liebe gute Freunde, verkünden wir euch diese unsre Not und bitten euch, so ernstlich wir können, ihr wollet uns Trost, Hilfe und Beistand beweisen.“ Es ist zu beachten, daß der Rat diesen Notschrei gerade an Straßburg richtete. Nur nach dieser Seite hin vermochte ein Bote noch durchzudringen. Mit seinen Verbündeten von Bern und Solothurn konnte Basel nicht mehr verkehren. Die Stadt war isoliert.

Und hier entsteht nun für uns die Frage: welcher Art war in diesen Tagen das Verhältnis von Rechten und Pflichten zwischen Basel und den Eidgenossen? Dabei kommt in Betracht, daß der Bund Basels mit Bern

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/575&oldid=- (Version vom 1.8.2018)