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den er als seine Akademie pries. Nicolaus Amidanus, Pivani, Pietro da Noceto, Julianus Romanus waren diese Genossen, die meisten gleich ihm Sekretäre; auch Ludovicus Pontanus trat ihm nahe; neben diesen Italienern erscheinen auch Deutsche, ein Johann Steinhof und ein Arnold, in der Gesellschaft. Zuerst in diesem Zirkel glänzten Geist und Kunst des Enea, wurde seine Poesie, seine Beredsamkeit, der elegante Reiz seines Lateins bewundert. Hier in Basel begegnen wir den Anfängen der Wirkungen, die sich dann gewaltig steigerten, und kraft deren er als Apostel des Humanismus in Deutschland gilt.

Die Ergänzung hiezu war sein Studium des ihn umgebenden Landes und Volkes. Er scheint in Basel deutsch gelernt zu haben; hier und auf den Reisen dieser Jahre gewann er eine Vorstellung des Landes und ein Bild der Landschaft, ging er den Stämmen, der Verschiedenheit ihrer Dialekte nach. In diesen Studien und Beobachtungen, in der Rechenschaft, die er sich selbst darüber ablegte, erwuchs ihm die Anschauung von Deutschland, die dann so oft in seinen spätern Werken durchbricht. Aber nicht deutsches Wesen allein wollte er kennen lernen. Als der Camaldulenser Hieronymus, der Bekehrer der Lithauer zum Christentum, in Basel sich aufhielt, suchte ihn Enea in seiner Zelle bei den Karthäusern auf, um genauen Bericht über jenes Land und Volk zu erhalten; die Bekanntschaft mit einigen Franzosen, an die er beim Konzil geraten, veranlaßte ihn, sich die Geschichte der Franken anzusehen. Mit uneingeschränktem Interesse nahm er jede neue Erscheinung auf, und sein künstlerisches Bedürfnis ließ die Beobachtung sofort zur Darstellung werden. In dieser Weise ist er auch dazu gelangt, die Konzilsstadt Basel selbst zu schildern. Zu zweien Malen, 1433 und 1438, und diese beiden Beschreibungen gehören zu den schätzbarsten Quellen unsrer Geschichte. Hier liegt ihre Bedeutung darin, daß sie die persönlichen Beziehungen des Enea zum Konzilsort und dessen Bewohnern vergegenwärtigen. Hinter der Schilderung so vieler Einzelheiten steht sichtbar der Verkehr des Autors mit den Menschen, und daß einige tadelnde Bemerkungen über Basler Eigentümlichkeiten, die Enea in der ersten Beschreibung anbrachte, ihm in der Bürgerschaft übel vermerkt wurden, ja seinen Weggang nötig machten, scheint aus einer Stelle des spätern Werkchens sich zu ergeben.

Wir würden gerne Mehreres von solchen persönlichen Berührungen erfahren. Aber die Zeugnisse sind selten. So ist auf die Beziehungen des Johann von Ragusa zu den Predigern zu verweisen. Namentlich aber kommt die Karthause in Betracht.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/531&oldid=- (Version vom 1.8.2018)