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Am 14. Dezember 1431 hielt das Konzil seine erste Session; gleichzeitig beschloß Papst Eugen seine Auflösung und verkündete dies am 18. Dezember in öffentlichem Konsistorium zu Rom. Sogleich ging der Gesandte des Papstes ab, um diesen Beschluß den in Basel Versammelten kund zu tun. Am 13. Januar 1432, im Predigerkloster, sollte die Verkündung stattfinden; aber die Konzilsväter gingen ihr aus dem Wege, hörten den Gesandten gar nicht an und antworteten wenige Tage darauf durch Gegenerklärung und Rundschreiben an alle Welt. Der Kampf hatte begonnen.

In kurzen Intervallen folgten sich von da an die Konzilssessionen, und deren Beschlüsse zeigen deutlich, daß in der Basler Versammlung das Bewußtsein dessen, was sie vermochte, in starkem Maße zunahm. Sie erneuerte ausdrücklich die Konstanzer Dekrete; sie lud den Papst vor ihre Schranken zur Verantwortung; sie beschloß, daß bei Erledigung des Heiligen Stuhles das Konklave in Basel stattzufinden habe; sie proklamierte ihre eigene Jurisdiktion in Konkurrenz mit derjenigen der Curie.

Das Konzil konnte so vorgehen, weil es sich stark fühlte. Neue Teilnehmer strömten beständig herzu; eine weltliche Macht nach der andern erklärte ihre Zustimmung. Insbesondere der gute Fortgang der Verhandlung mit den Husiten hob das Ansehen des Konzils. Man war mit diesen soweit gekommen, daß ihre Gesandtschaft das Konzil besuchen sollte. Am 9. Oktober 1432 trafen die Vorläufer und Unterhändler der seltsamen Gäste in Basel ein, am 4. Januar 1433 diese selbst, von den zahlreichen Botschaften, die in diesen Jahren Basel besuchten, die angestaunteste. Mit Neugier und nicht ohne Unbehagen waren die husitischen Gesandten hier erwartet worden. Um Vesperzeit geschah ihre Ankunft. Sie kamen in Schiffen den Rhein herab, unter lautem Gesang von Hymnen; in Kleinbasel stiegen sie ans Ufer: der furchtbare Prokop, Johann Rokyzana, Herr Wilhelm Würfel, Prager, Taboriten, Zizkas Waisen, Priester und Weltliche; sie wurden durch den Rat ehrerbietig empfangen, über die Brücke durch eine gewaltige Volksmenge hindurch nach Großbasel geleitet. Hier fanden sie Quartier in den Herbergen zur Blume, zum Schiff und zum Rosengarten. Ihre Dienerschaft mit über hundert Pferden war zur gleichen Zeit auf dem Landwege in Basel eingetroffen. Die sofort beginnenden Verhandlungen des Konzils mit den Böhmen sind hier nicht zu schildern. Diese blieben bis anfangs Septembers in Basel und kehrten dann in Gesellschaft der Gesandten des Konzils in ihre Heimat zurück, womit der schließliche Ausgleich eingeleitet war.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/519&oldid=- (Version vom 1.8.2018)