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8. Juli 1432 saßen die Konzilsherren zum erstenmal auf diesen Bänken. Vor dem Hochaltar stand der erhöhte Stuhl des Präsidenten, zu seiner Rechten bei der in den Chorumgang hinabführenden Treppe eine Kanzel, auf der die Reden gehalten, die Dekrete verkündigt wurden, und die groß genug war, daß neben dem Redner noch die Notare Raum hatten, denen die Beurkundung der Dekrete oblag. Bei großen Kirchenfesten konnte es geschehen, daß, während das Konzil hier im Chore saß, Einer aus seiner Mitte, etwa ein Dominikaner, auf den Lettner stieg und von diesem aus nach dem Schiffe gewendet dem dort versammelten Volke deutsch predigte.

Die Generalkongregationen tagten anfangs im Refektorium der Prediger. Das Wachstum des Konzils machte dann aber nötig, diesen Raum aufzugeben und auch die Generalkongregationen im Münster abzuhalten; wir finden sie hier seit dem Juni 1433.

Das Predigerkloster war auch im übrigen, zumal während der ersten Zeiten, der bevorzugte Ort; sein Prior Nider erscheint als einer der frühesten Anhänger und Förderer des Konzils in Basel. In der Predigerkirche wurde am 8. April 1431 die erste feierliche Konzilsmesse begangen, und die Stuben dienten beständig zu Konferenzen und Besprechungen; hier auch tagte der Zwölferausschuß, der die Inkorporation und die Verteilung in die Deputationen beraten und die Geschäfte vorzubereiten hatte. Vornehmlich seit Ankunft des Kaisers häuften sich hier die Zusammenkünfte. Das Johanniterhaus, wo der Kaiser Quartier genommen hatte, lag abseits; um so passender für Kaiser und Konzil war das Predigerkloster gelegen. Zwar finden wir Sigmund allenthalben in der Stadt, wo das Konzil noch Lokalitäten hatte, aber mit Vorliebe besorgte er seine Geschäfte beiden Dominikanern. Hier gab er Kardinälen und Deputierten Audienz; die germanische Nation lud er hier vor sich; der deutsche Reichstag, den er nach Basel berufen hatte, versammelte sich hier mit Fürsten, Herren und Städteboten. Hier auch war der Schauplatz der feierlichen Szene vom 8. Mai 1434, da Sigmund sich vom Konzil verabschiedete, in Gegenwart der Kardinäle und zahlreicher Väter, auch der englischen Gesandten, er selbst auf seinem Tragstuhl inmitten dieser Menge sitzend und seine letzte große Rede über Pflichten und Geschäfte des Konzils haltend.

Neben dem Predigerkloster dienten dem Konzil für Beratungen, große und kleine Versammlungen, Kanzleigeschäfte usw. auch andere Männerklöster der Stadt. Hauptsächlich diejenigen der Barfüßer und der Augustiner. Von St. Alban wird gar nichts vernommen. Auch die Karthaus ist durch die Konzilsgeschäfte nicht berührt worden, während persönliche Beziehungen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/514&oldid=- (Version vom 1.8.2018)