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Das Konzil als solches tat schon im Sommer 1431 das Mögliche, um vor allem zwischen Burgund und Oesterreich Friede zu machen. König Sigmund half seinerseits dazu und auch Frankreich konnte dafür interessiert werden. So kam es im Oktober 1431 zu einem Waffenstillstand, der in Basel, ausdrücklich aus Rücksicht auf das Konzil, abgeschlossen wurde. 1432 folgte eine Erneuerung, zunächst auf sechs Jahre; Herzog Philipp gab urkundlich seinen Willen hiezu am 8. Mai in Dijon, Herzog Friedrich am 24. Mai in Innsbruck. Am 5. Juni befahl Friedrich seinem Landvogt, dies im ganzen Lande auszurufen und über die Wahrung des Friedens zu wachen. Aber Ruhe und Sicherheit waren auch hiemit nicht erzielt; Burgund hatte sich im August 1433 darüber zu beschweren, daß einige seiner Kaufleute, von Genua heimreisend, in der Gegend von Breisach überfallen worden seien; Ritterschaft und Landschaft von Oberelsaß hingegen bat zur gleichen Zeit ihren Herzog Friedrich um Hilfe, da Burgund sich anschicke, die österreichischen Schlösser, Länder und Leute im Elsaß zu bekriegen; sie selbst seien zu schwach, um Widerstand zu leisten. Die Lage war derart, daß der Protektor des Konzils sich ins Mittel legen mußte; Konferenzen österreichischer und burgundischer Vertreter fanden statt; im September kam es zu einer erneuten Bekräftigung des Waffenstillstandes.

Aber alle diese Abreden banden nur die Mächte als solche. Wenn auch im Großen die Waffen ruhen sollten, so blieb doch den einzelnen Herren Freiheit genug, Gelüste oder Bedürfnis zu befriedigen. Das Konzil bereitete den Adligen, die der Hunger plagte oder die etwas zu tun begehrten, unaufhörliche Versuchungen. Die Prälaten und die Handelsleute, die zum Konzil zogen, kamen oft aus weiter Ferne. Wer vertrat sie? Wer hatte ein Interesse daran, sie zu schützen? Und zu alledem kamen nun noch die Fehden Einzelner, deren jede die Straßen unsicher machte.

So häufen sich Klagen und Berichte in den Akten des Konzils wie seines Protektors. Dem Abt von Lure wurde durch die Oesterreicher eine aus der Schweiz kommende Weinfuhre weggenommen. Einige, die aus Niederland und Flandern zum Konzil zogen, wurden durch den Grafen Hans von Lupfen 1433 bei Markolsheim gefangen genommen; die Beger von Straßburg beraubten einen Bischof und einen Kaufmann von Toul. Der Protektor bemühte sich, einen allgemeinen Landfriedensbund zu Stande zu bringen; er schritt in einzelnen Fällen ein. Aber selbst die Macht des Reichsbanners versagte.

Diese Zustände wurden noch erschwert, als Kaiser Sigmund im Juni 1434 sich mit Frankreich verbündete und im Dezember 1434 dem Herzog

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/511&oldid=- (Version vom 1.8.2018)