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Es blieb beim Jahr 1431. Martin freilich war zu alt, um selbst nach Basel zu gehen; er bezeichnete daher als seinen Stellvertreter im Präsidium den Kardinal Cesarini.

Aber Cesarini befand sich beim Kreuzheer in Böhmen. Es war ihm unmöglich, jetzt das Konzil zu eröffnen.

So kam es, daß das Konzil kümmerlich und mit Mühe zu leben begann. Ein burgundischer Prälat machte den Anfang, Abt Alexander von Vezelay, der schon die Versammlungen von Konstanz und Siena mitgemacht hatte. Auch jetzt wieder von lebendigstem Eifer für die Konzilssache erfüllt, traf er am letzten Februar 1431 in Basel ein und war erstaunt, sich als Ersten auf dem Platze zu sehen. Er suchte daher Anschluß in Basel selbst und fand ihn beim Offizial Heinrich von Beinheim, dann beim Domscholaster Johann Wiler und dem Prior des Predigerklosters Nider. Der Bischof war abwesend.

Das Konzilsprotokoll zeigt in lebendiger Weise, wie sich dieser Abt aufs Warten angewiesen sieht, wie er wochenlang in Basel der einzige Repräsentant des Konzils ist, von Aerger, Ekel und Schmerz erfaßt wird, Briefe über Briefe schreibt und zum Kommen auffordert und spöttische Antworten erhält. Dazwischen kam ihm aber auch die schwerwiegende Nachricht zu, daß am 20. Februar Papst Martin gestorben, am 3. März ein neuer Papst, Eugen IV., gewählt worden sei.

Endlich erhielt er die ersten Gefährten; es waren die Vertreter der Universität Paris. Diese waren es nun auch, die sofort, am 12. April, die Beziehungen zur Stadt eröffneten. Sie erschienen in der Sitzung des Rates, kündigten ihm auf förmliche Weise das Konzil an und ersuchten ihn, durch Sorge für Quartiere und Lebensmittel sich hilfreich zu zeigen. Der Rat wies seinerseits das Schreiben des Papstes Martin von 1424 vor und versprach alles Gute.

Indes diese wenigen Konzilsherren nun geschäftig Alles vorbereiteten, fanden sie von außen her Unterstützung durch zwei wichtige Akte: am 7. Juli verhieß König Sigmund allen Konzilsbesuchern Sicherheit, stellte sie unter seinen Schirm und regelte die Obliegenheiten der Stadt dem Konzil gegenüber; Kardinal Cesarini sodann, im Husitenkrieg festgehalten, ermächtigte zwei Subdelegierte zur Präsidierung des Konzils. Diese Vertreter, Johann von Palomar und Johann von Ragusa, trafen am 19. Juli in Basel ein, und am 23. Juli konnte endlich im Kapitelsaale die förmliche Eröffnung des Konzils stattfinden. Die Zahl der Anwesenden war freilich noch immer eine kleine; aber die getroste Zuversicht, nunmehr das Konzil zu „stabilieren“,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/497&oldid=- (Version vom 1.8.2018)